Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 9. Band, (Jahrgang 1852)

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G. h. F. Tafel. 
sehr bedeutende Lücke des Originaltextes ausgefüllt werden kann. 
Dasselbe gilt von dem Schlüsse unserer Chronographie, welche, 
was selbst dem Scharfblicke eines Combefis entging, mit einer Pe 
riode schliesst, die zwar angefangen, aber nicht zu Ende geführt 
worden ist; das nun vollständig gedruckte Geschichtswerk des Leo 
Grammaticus, welcher nach Theophanes lebte, gibt aber dieses 
Ende des Satzes vollständig richtig. Auf gleiche Weise findet sich 
das verstümmelte Ende der Chronik des syrischen Griechen Johannes 
Malalas, welche nach meiner Überzeugung ursprünglich weiter als 
nur bis zur Mitte von Justinian’s I. Regierung gereicht haben muss 
(dasselbe lässt sich auch von der Paschalchronik vermuthen), bei 
Theophanes wohl erhalten, ohne dass sie auf diesem Wege von den 
Herausgebern ergänzt worden wäre. Dass endlich die Theophani- 
schen Abschnitte, welche von Muhammed und den nächsten Chalifen 
handeln, auf eine syrisch-griechische Quelle zurückdeuten, ist von 
Reiske in seinem Commentar zu Abulfeda’s moslimischen Jahr 
büchern sehr wahrscheinlich gemacht worden; möglich, dass wir 
hier gerade an einen ehemals vollständigeren Malalas, dessen Name 
für sich schon an Syrien erinnert, zu denken haben. 
Diese wenigen Bemerkungen mögen genügen, um einleuchtend 
zu machen, wie wünschenswert und zeitgemäss, ja wie notwendig 
es sein dürfte, endlich einmal die Quellen der byzantinischen Histo 
riographie in genauere Untersuchung zu nehmen, und bei diesem 
Geschäft vor der Hand mit einer der obenbezeichneten Gruppen den 
Anfang zu machen, wäre es auch nur, um neues Material zur Ver 
vollständigung und Berichtigung der meist sehr hiilfsbedürftigen 
Texte zu gewinnen, da bekanntlich dieser Theil der mittleren Lite 
ratur sich keiner grossen Handschriftenfülle rühmen kann. Ich 
glaube aber, dass der Nutzen einer solchen Operation, wenn die 
selbe in kundige Hände gelangt, unfehlbar zu etwas weiterem füh 
ren dürfte, als was man eine blosse Wortkritik zu nennen pflegt. 
Wie in der ganzen Annalistik des Mittelalters, so nicht zum minde 
sten in der byzantinischen, sind gewisse Geschichtsperioden von 
den verschiedensten Autoren mit solchen Wiederholungen vorge 
tragen worden, dass der Leser nur zu oft sich eine Sichtung des 
lästigen Materials wünschen muss, um jedesmal aus der umringen 
den Masse des Einerlei sich zum Quell und Kern der einzelnen Er 
scheinungen emporzuarbeiten. Diese Sichtung oder Lichtung scheint
	        
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