Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 90. Band, (Jahrgang 1878)

Ueber den fünffiiBsigen Jambus vor Lessing's Nathan. 
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24, 389 ,Mohnkranz'; 25, 415 ,Vorrecht'; 34, 192 ,Und die Nacht 
schefisslich macht'; Enjambement ist nicht sehr häufig, auch 
darin wird er gegen den Schluss kühner; die stärksten Fälle 
wären: 10, 236 ,aus seiner sanften, | aus seiner milden Hand'; 
29, 31 f. ,an seinen breiten Schultern | und langen Ohren nicht, 
nicht an dem Gürtel ] und Kleid'. 
In den Neuen Critischen Briefen 1749 sind an den ver 
schiedensten Stellen reimlose Verse eingefügt, meistens ftinf- 
füssige Iamben, alle mit freier Caesur; S. 46 (28 Verse, 8 stumpf, 
im klingenden Ausgange ,Aufruhr', ,um sich'; Enjambement 
einmal stärker ,das Gewölbe j des Himmels'); 163 Uebersetzung 
eines italienischen Sonettes (darin die Betonung: muthwillig find 
hartnäckig); 179 — 182 eine Erzählung: ,Der Körbgenmacher'(118 
Verse, 52 stumpf; ein sechsfüssiger ,Sie hatte recht, und recht 
die Körbgenmacherin'); 184—185 ,Die genezte Frau' (29 Verse; 
Betonung: ,hingehen'; kaltsinnig); 398 (34 Verse); 449 Ueber 
setzung aus einem Gedichte von Young (50 Zeilen; ,gesundstes 
Blut'); 361—365 führt er ein Bruchstück aus einer poetischen 
gereimten Lehrschrift in Alexandrinern an und unmittelbar 
daran fügt er eine poetische Darstellung derselben Gedanken 
in reimlosen Fünffüsslern, um den Unterschied in Stil und 
Vers klar zu machen (80 Verse, 18 stumpf; ,Fusstritte'; Lind 
würmer'; ,seegrünen'; ,aufwärtsam‘). Ich greife zwei charak 
teristische Beispiele heraus; in Alexandrinern (S. 361): 
Durchwandle, mein Gesang, die Reiche der Natur, 
Geh ihre Schätze durch, beraube Berg und Flur, 
Beraube Luft und Flut der hellsten Pracht des Schönen, 
Dein liebenswürdig Werk mit ihrem Schmuck zu krönen. 
Diese Stelle lautet in Iamben (S. 363): 
Durchstreife, mein Gesang, die weite Welt, 
Und sammle die von ihren schönsten Gaben, 
Was die beblümte Flur nur glänzends hat, 
Den Schmuck der Flut, und der zerflossnen Luft 
Dein holdes Mahlerstück damit zu zieren. 
Die zwei Verse (S. 362): 
O wende dich nach mir, holdselge junge Dirne, 
Und neige gegen mich die ungefälschte Stirne. 
lauten in der anderen Fassung (S. 364): 
0 wende deinen holden Tritt hierher, 
Hierher, Holdselige, die glatte Stirne.
	        
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