Die Idee des deutschen Erbreichs und die ersten Habsburger.
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Diese Klärung erachtete die Curie nach Gregors Tode als un
erlässlich, ebenso als nothwendig aber auch die Herstellung
eines gesicherten Verhältnisses zwischen Rudolf und Karl von
Sicilien. In diesen Geleisen bewegt sich die päpstliche Politik
unter den drei Nachfolgern Gregor X., Innocenz V., Adrian V.
und Johann XXL, die in etwas mehr als Jahresfrist einander
auf dem päpstlichen Stuhle folgten. Schon Innocenz V. brach
definitiv mit der unklaren Politik seines Vorgängers, indem
er an Rudolf die Aufforderung richtete, Gesandte zu schicken
zu Verhandlungen über die verschiedenen unerledigt geblie
benen Fragen, inzwischen aber die Fahrt nach Italien nicht
anzutreten. 1 Für Innocenz handelte es sich besonders um die
Frage der Romagna. Rudolf selbst ist übrigens von dem
Plan, die Romfahrt um jeden Preis anzutreten, jetzt auch zu
rückgekommen, 2 und hat den Weg der Verhandlungen, den
die Curie betreten wissen wollte, eingeschlagen. So hat er,
wie ein gut unterrichteter deutscher Zeitgenosse meldet, 1276
den Bruder Emund, ehemaligen Provincial der deutschen Mi-
noriten an die Curie geschickt, ,geheime Angelegenheiten' da
selbst zu verhandeln. 3 Zu Verhandlungen mit König Karl von
Sicilien entsendete er den Bischof Heinrich von Basel — die
selbe Quelle berichtet uns, dass der Bischof am 17. September
1276 krank vom päpstlichen Hofe nach Basel zurückkehrte. 4
Wir wissen über die Details der stattgefundenen Verhandlungen
nichts. Das rasche Sterben der Päpste verhinderte jedenfalls
durch sie Definitives zu erreichen. Johann XXI. hat von
Rudolf Absendung von Boten für die Fortsetzung der Ver
handlungen begehrt, und die Aufforderung an ihn erneuert*
inzwischen den Zug nach Italien nicht zu unternehmen, den
etwa schon begonnenen einzustellen. 5 Während der Vacanz
nach Johanns Tode hat sich das Cardinalcollegium in gleichem
1 Am 9. März 1276: Kopp Reiehsgesehiclite I, 132 n. 8, II, 3. S. 16 n. 5.
2 Kopp Reichsgeschichte II, 3 S. 16 n. 5.
3 Ann. Basilienses: M. G. XVII, 199.
1 Ami. Basil. a. a. 0. S. 200: 15 Kal. Oct. episcopus Basilienses venit in-
firmus de curia Romana et novem de familia sua perierunt. Ueber diese
Sendung und die Zeit derselben, s. Kopp Reiehsgesehiclite I, 133
und n. 7.
5 K°PP Reichsgeschichte I, 135.