Tadra. Zur Kaiserwalil 1619.
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Zur Kaiserwahl 1619.
Actenstücke des k. sächs. Hauptstaatsarchivs zu Dresden.
Herausgegeben von
Ferdinand Tadra,
Scriptor an der k. k. Universitäts-Bibliothek zu Prag.
Einleitung.
Ueber die Stellung Kursachsens gegenüber dein König
Ferdinand und dem böhmischen Anfstaude bei der Kaiser
wahl 1619.
Gleich nach dem Ausbruche des .Aufstandes trachteten
die böhmischen Stände den dem Lande nächsten und auch im
Glauben ihnen verwandten deutschen Fürsten, den Herzog und
Kurfürsten von Sachsen, für sich zu gewinnen; es hätte von
Seite desselben nur einiger Versprechungen und kleiner Dienste
bedurft, so hätten die Leiter des Aufstandes ihn zum König
erhoben. Auch König Ferdinand war bemüht, Kursachsen so
wohl in Bezug auf die böhmische Angelegenheit als auch in
Anbetracht der künftigen Kaiserwahl für sich günstig zu
stimmen. So kam es, dass sich die Anschauungen der Käthe
des Kurfürsten Johann Georg — je nach ihrer persönlichen
Neigung — trennten, und dass die Politik des Dresdner Ca-
binets zu Anfang der böhmischen Unruhe so unbestimmt und
zweideutig war, dass weder der eine noch der andere durch
längere Zeit wusste, ob er Sachsen zu seiner Partei rechnen
könne oder nicht, obwohl — was den Kurfürsten selbst be
trifft —- dieser nicht das mindeste that, woraus man auf Sym
pathien für den Aufstand hätte schliessen können, wogegen
aber die Mehrzahl seiner Räthe und auch der sächsische Agent
zu Prag sich offen zur Partei der Böhmen bekannten. 1 Dieses
1 Gindely, Geschichte des böhm. Aufstandes IT. 217.