Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 75. Band, (Jahrgang 1873)

Berichte über Handschriften des sog. Schwabenspiegels. 
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verdankt, dass sie von dem Landeshistoriographen von Mähren, 
Professor Dr. Beda Dudik, zur Auflage auf der Weltausstellung 
zu Wien ausgewählt wurde, so rechtfertigt sich hier gewiss 
wegen des bemerkten Umstandes ihre nähere Betrachtung. 
Hiemit verbindet sich aber wohl ganz passend auch 
sogleich jene einer in nächster Verwandtschaft zu ihr 
stehenden Handschrift der Stadtbibliothek zu Danzig. 
Sie führt in mehrfacher Beziehung gleich beim ersten Anblicke 
schon auf den Gedanken, dass ihre Entstehung nicht weit von 
der Stätte fallen dürfte, wo auch die des Stadtarchives von 
Brünn ins Leben getreten. Die zum grossem Theile durch 
gehende Aehnlichkeit — um nicht zu sagen Gleichheit — der 
Schriftzüge des Textes, wie jener der rothen Ueberschriften, 
die Ausstattung ihrer beiden grossen Initialen am Beginn des 
sogenannten Schwabenspiegels, wie ihres so zu nennenden 
zweiten Hauptbestandtheiles, auch die theilweise vollkommene 
Zusammenstimmung des Inhaltes, das sind Umstände, welche 
gewissermassen unwillkürlich an eine und dieselbe Werk 
stätte mahnen, aus welcher beide Handschriften hervorge 
gangen. 
Im Uebrigen verleiht gerade auch — was den Inhalt 
betrifft — die Verbindung, in welcher sich das Landrecht 
des sogenannten Schwabenspiegels in dessen so 
eigenthümlicher Stellung der Artikel 118 —144b ein- 
der unteren neben einem auf dem lodernden Feuer befindlichen Kessel, 
welcher ausser der Eisenkette noch links und rechts von zwei Fischen 
als Henkeln gehalten ist, das Christuskind gerade gebadet wird. 
Wenn ich bemerkte, dass diese bildlichen Darstellungen wohl an 
fänglich schon zur Abscheidung der einzelnen Hauptbestand 
teile der Handschrift bestimmt gewesen sein mögen, veranlasst 
mich folgende Wahrnehmung zu dieser Annahme. Abgesehen von dem 
ersten Bilde, welches das Titelbild überhaupt ist, steht das letzte vor dem 
Schlussbestandtheile, den Brünn er Rechten. Das dritte findet sich vor den 
Magdeburger Rechten, und zeigt auch noch von der Hand, welche die 
kleinen arabischen Zahlen auf die Folien der Handschrift gesetzt hat, 
ganz oben die Bezeichnung: mayburg(ense) j°, wonach sich auch wohl 
weiter ohne besondere Unwahrscheinlichkeit schliessen lassen möchte, dass 
auch das zweite, welches mitten in den sogenannten Schwabenspiegel 
hineingerathen ist, vor das Pragerrecht bestimmt war, indem es von der 
selben Hand oben die Bezeichnung ,pragen(se)‘ führt. 
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. LXXV. Bd. I. Hft. 5
	        
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