Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 75. Band, (Jahrgang 1873)

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Roclcinger. 
Je grösser nun die Uebereinstimmung der Handschriften 
der' älteren Gestalten des sogenannten Schwabenspiegels in 
dieser Hinsicht ist, eine Uebereinstimmung, welche eben 
so zu sagen ausnahmslos dasteht, um so mehr verdient 
gewiss eine Handschrift des Landrechtes dieses Rechtsbuches 
Berücksichtigung, welche gerade in diesem Punkte von 
der gewissermassen unbestrittenen Regel abweicht. 
Ich meine den ältesten Codex des Stadtarchives von 
Brünn, wohl aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, auf 
Pergament, von welchem seinerzeit Rössler in der Einleitung 
zum zweiten Bande seiner deutschen Rechtsdenkmäler aus 
Böhmen und Mähren S. CXXVIII—CXXXI Nachricht gegeben, 
eine Handschrift, welche allerdings insoferne mit den übrigen 
bekannten älteren Formen des vollständigen Rechtsbuches 
zusammenstimmt, als sie — was das Landrecht betrifft — auch 
dessen dritten Theil enthält, und zwar in einer der volleren 
Formen desselben, welche aber auf der anderen Seite die 
Capitel des zweiten Theiles L118—144b einschliess 
lich nicht an der sonst gewöhnlichen Stelle bringt, 
sondern selbe an das Ende des ganzen Werkes 
gefügt hat. 
Bietet diese Handschrift schon theilweise durch ihr Alter, 
wie ihre schöne Ausstattung und ihren wohl anfänglich schon 
zur Abscheidung der einzelnen Stücke bestimmten Bilder- 
schmuck 1 ein gewisses Interesse, welchem sie es auch wohl 
1 Ich überlasse natürlich die genauere Beschreibung wie die Würdigung 
desselben den Kunstkennern, und bemerke hier nur im Allgemeinen 
über die fünf je auf einem besonderen Pergamentblatte gemalten Bilder 
Folgendes. 
Das erste, zugleich das Titelbild der Handschrift, stellt Christus in 
der Glorie dar, auf beiden Seiten von je einem Cherubim, unten und 
oben in den Ecken von den Sinnbildern der vier Evangelisten umgeben. 
Das zweite zeigt die Verkündigung der Geburt des Heilandes an die 
Hh'ten durch drei aus dem Himmel stürzende Engel. Im dritten, nach 
dem Schlüsse des sogenannten Schwabenspiegels, vor den magdeburger 
Rechten, begegnet eine Darstellung der Seligen in Abrahams Schoss und 
des reichen Prassers in der Hölle. Das vierte stellt die Verkündigung 
Marias dar, welche daselbst mit der Spindel erscheint. Im fünften endlich 
tritt Christi Geburt in zwei Abtheilungen entgegen, deren obere die 
Maria im Bette zeigt, wie ihr eben ein Trank gereicht wird, während in
	        
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