Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 71. Band, (Jahrgang 1872)

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Kenner. 
Stromgegenden hinausgebracht werden musste, führte von selbst 
darauf, sich ihrer wenn auch nur mittelst Saumpfaden zu be 
dienen. In römischer Zeit wurden Strassen über sie gebaut, 
von denen zwei, jene über den Pirn und jene über den Rad- 
stätter Tauern den Character von Reichsstrassen erhielten. Ja, 
es scheinen selbst die Germanen diese Uebergänge benützt zu 
haben. Einzelne Raubschaaren müssen am Beginn des Marko 
mannenkrieges längs der Türnitz, Ens, Steier, Traun und 
Salzach ins Binnenland vorgedrungen sein. Wir können dies aus 
dem Umstande schliessen, dass man bei der Restauration der 
Festungen nach dem Kriege hinter den Ufercastellen eine zweite 
weniger dichte Reihe von Werken anlegte, welche den ersteren 
zum Rückhalte dienten und zugleich je einen der Gebirgs- 
iibergänge schützten. Wir kennen von ihnen dem Namen nach 
allerdings nur drei: Locus Yeneris felicis, nahe bei Amstetten 
am Zusammenflüsse der Ips und Uri, zum Schutze des Ips- 
thales, ferner Ovilaba (Wels) zum Schutze des Traunthaies 
und Iuvavum (Salzburg) zum Schutze des Salzachthales. Allein 
mannigfache Anhalte, Ortsnamen, Funde und Sagen, sowie 
treffende Analogien lassen darauf schliessen, dass auch in St. 
Pölten für das Traisenthal, zu Purgstall für das Erlaf-, zu 
Steier für das Ensthal solche Reserveposten bestanden haben, 
wenn sie auch nicht alle von derselben Grösse und Bedeutung 
und nicht immer mit der entsprechenden Truppenzahl besetzt 
waren. 
Während von den genannten Gebirgsübergängen die Mehr 
zahl nur dem localen Verkehre zwischen beiden Theilen der 
Provinz diente, hatten jene beiden, welche unter den Römern 
mit Reichsstrassen bestellt waren, auch für den internationalen 
Verkehr eine grössere Bedeutung. Von Ovilaba und Iuvavum 
ausgehend gewinnen beide Strassen zunächst das Ensthal, über 
steigen die Tauernkette, erstere den Rottenmanner, letztere den 
Radstätter Tauern und treffen in Virunum zusammen, um dann 
vereinigt ins Küstenland nach Aquileja hinauszuführen. Sie 
bilden also zwei Stränge eines und desselben Verkehrsweges, 
der zugleich der wichtigste im norischen Gebiete war; an seinen 
Endpuncten fand der Waarcnzug natürliche Wasserwege, in 
Iuvavum den von Salzach und Inn gebildeten, in Ovilaba den 
der Traun, beide führten an die Donau, an deren linkem Ufer
	        
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