Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 67. Band, (Jahrgang 1871)

Iberischer Ursprung von Stammes- und Städtenamen im südl. Gallien. 
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A. Topographische Angaben der alten Schriftsteller. 
Gallia Narbonensis prima wird begrenzt im Süden: von 
den Pyrenäen und von dem mittelländischen Meere, im Osten 
von dem Rhodanus; im Norden: von den keltischen Stämmen 
der Cadurci, Ruteni und Gabales, welche einen Bestandtheil der 
von Augustus erweiterten Provinz Aquitania 1 bilden, und im 
Westen: von Novempopulonia, beziehungsweise von den Se- 
vennen. Der Name dieses Gebirges Cebenna mons 2 , x'o Kspgsvov 
bps; 3 , ist ein unstreitig keltischer in der Bedeutung Von 
,Rücken' 4 . Indem wir bei dem Aufsucheu der iberischen 
Namen von dem Punkte der Provinz unsern Ausgang nehmen, 
wo die Pyrenäen zum mittelländischen Meere auslaufen, stossen 
wir auf eine Stadt, die zwar bei den alten Autoren nicht 
genannt wird, dennoch aber ganz unbedenklich für eine ihrem 
Ursprünge nach iberische zu halten ist, nämlich: 
1. Caucoliberis. 
Diese Stadt wird während des ganzen Mittelalters erwähnt 5 ; 
sie ist das heutige Colliure. Die beiden Bestandtheile, aus 
welchen der Name Cauco(i)liberis zusammengesetzt ist, sind 
iberisch. Ueber den zweiten -(i)liberis kann ohnedies kein 
Zweifel obwalten °, für den ersten Cauco- findet sich in 
dem Namen der vaccäischen Stadt Cauca 7 , so wie in dem 
Personennamen Caucaenus 8 eine Analogie. Nicht fern davon 
liegt am Fusse der Pyrenäen die heutige französische Stadt 
Flüsschen in der Niihe des grossen Rhodanus eine Völkerscheide ge 
wesen wäre. 
‘ S. oben S. 3. 
2 Caes. d. hello Gallico. VII. 8. — Auch Plin. Hist. nat. III. 4. §. 31. 
IV. 17. §. 105, nennt das Gebirge Cebenna und nicht Gebenna. Die Aus 
gaben von Jahn und Detlefsen geben wenigstens keine Variante an. 
Vergl. Glück a. a. 0. Note 1. 
3 Strabo, Geogr. Lib. IV. c. 1. §. 1. 2. p. 147. 
4 Glück a. a. O. S. 57. 
5 Müllenhoff a. a. O. S. 183. 
6 S. oben S. 21 u. f. 
7 Ptol. II. 5 (6). p. 125; 22. — Appian. Iber. c. 51. p. 80. Plin. 1. c. 
III. 1. §. 26. (Caucenses). Vergl. Hübner, Inscr. Hisp. Lat. n. 2729. 
8 Den Kauxatvos erwähnt Appian. Iber. 57. •— Bei Hübner 1. c. n. 3055 
findet sich Caucinus als cognomen. — Andere hispanische Namen auf 
-enus sind: Blecaenus (Hiibuer 1. c. n. 2633), Boblaenus (n. 384).
	        
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