Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 66. Band, (Jahrgang 1870)

Zur Suffixlehre des indogermanischen Verbums. II. 
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Subject bezeichnete. Auch tva bedeutete das „Du“ sowohl absolut als 
auch als Subject zu einem Prädicat. In letzterem Falle veränderte 
sich das t von tva, durch das folgende v beeinflusst, in dli, später 
nach dem theilweisen Verschwinden des v in th und s. Ebenso galt 
ta ursprünglich für „Er“ im absoluten Sinne als auch für „Er“ als 
Subject gegenüber einem Prädicat i). 
Die ursprünglichen Formen der Suffixe -ma, -tva, -ta gingen 
nach dem Principe der Flexion (wie -s im Nominativ singul. aus s«) 
durch Schwächung des auslautenden Vocals a zu e in -me, -tve, -se 
und endlich durch Abfall des schliessenden e in -m, -tv(-s), -t über. 
Eine Schwächung des auslautenden a zu i, wie sie von 
Bopp und seinen Anhängern angenommen wird, erscheint uns aus 
folgenden Gründen unmöglich: 
I. Zeigen sämmtliche indogermanischen Sprachen, welche 
die vollen auf Vocale schliessenden Suffixe kennen, im Auslaute 
ein?', welches im Altbaktriscben sogar manchmal gelängt werden 
kann. Darnach müsste die Schwächung des a zu i schon der indo 
germanischen Ursprache angeboren; Schwächung jedoch eines a zu i 
namentlich am Ende von Wortformen lässt sich in der indo 
germanischen Ursprache nicht nachweisen. 
II. Ist die Schwächung des a zu i kein unmittelbarer, son 
dern ein mehrere Mittelstufen voraussetzender Lautprocess, von denen 
sich doch, wenn dieser Process wirklich einmal stattgefunden hat, in 
irgend einer der indogermanischen Sprachen Spuren finden müssten. 
*) Dass der Nominativ singul. der ersten Person nicht ma. sondern agham lautet, 
ebenso dass der Stamm ta- im Nominativ singulär, mascul. und femin. die Formen 
sas, sd (gegenüber dem Neutrum ta-d und den obliquen Casusformen, welche 
sämmtlich den Stamm ta- zeigen) darbietet, ist ein gewichtiger Einwand sowohl 
gegen unsere, als auch gegen die von Bopp aufgestellte Ansicht, nach welcher von 
agham, und sas, sd ältere Formen wie ma (mam? nach Analogie von tu-am), tas, 
td stillschweigend vorausgesetzt werden. Dass sas, sd ursprünglich tas, td gelautet 
haben, ist nicht nur nicht unmöglich, sondern im höchsten Grade wahrscheinlich; 
dagegen ist die Umformung von tas, td zu sas, sd sehr alt und geht in die Zeit 
vor der Sprachtrennung zurück. In Betreff des agham w'age ich keine directe Ent 
scheidung; möglich, dass es aus magham (ma-gha-am) wie asma- aus masma- 
(vgl. die Mittelform vayam statt matjam, da v im Anlaute leicht wegfdllt) schon 
vor der Sprachtrennung hervorgegangen ist.
	        
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