Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 5. Band, (Jahrgang 1850)

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Herrn Professors Halm, und der Wichtigkeit seines Unterneh 
mens dieses Ansuchen bei der Gesammt-Akademie auf das nach 
drücklichste zu unterstützen. 
Das correspondirende Mitglied Herr Franz Toldy, Präfect 
der k. Universitäts-Bibliothek zu Pesth und Secretärder k. ungeri- 
schen Akademie, liest folgenden Aufsatz : 
Culturzustande der Ungern vor der Annahme de s 
Christenthums. 
§. 1. Das Volk, dessen Culturzustände in seiner Urzeit den 
Gegenstand dieses Vortrages bilden sollen, war in der älte 
sten Zeit unter dem Sammelnamen der Scythen verborgen. Ein 
undurchdringliches Dunkel umhüllt seine Wiege ; Ursprung und 
erste Heimath haben viele Gelehrte beschäftigt, ohne auf rein 
historischem Wege ein haltbares Resultat zu erzielen. Mehr 
Licht ist von den linguistischen Forschungen zu gewärtigen, wel 
che hinsichtlich der ungerischen Frage erst jüngstens durch R e- 
guly’s Reisen, die das Gesammtgebiet der finnischen Völker 
schaften umfassen, ihre natürliche und somit auch fruchtbrin 
gende Richtung erhielten. So viel scheint nunmehr fest zu ste 
hen, dass das Ungrische in der Classe der ural-altai’seben, 
oder wie wir sie mit Rücksicht auf die alte Geographie und 
Geschichte richtiger bezeichnen könnten, der scythi sehen 
Sprachen, nach dem Mandschu, dem Mongolischen, Türkisch- 
Tartarischen, Samojedischen und Finnischen das sechste, süd 
westliche Glied bildet; und obwohl der finnischen Familie , be 
sonders in deren uralischen Dialekten , näher als den übri 
gen verwandt, doch mit keinem derselben im Verhältniss einer 
Mutter- oder Tochtersprache stehend, in seinen Grundprincipien 
das Regulativ desselben Sprachgeistes erkennt, der die ganze 
Classe belebt; nichts desto weniger aber sich innerhalb dieser 
Grenzen zum selbständigen, eigenkräftigen Organismus herausgebil 
det hat. Ja es liegen sogar Thatsachen der vergleichenden Sprach 
wissenschaft vor, welche uns die Frage abnöthigen, ob das Un 
grische nicht etwa in seiner Kindheit mit manchen der indo 
europäischen Sprachen in gegenseitiger Berührung gestanden? 
Jedenfalls bilden die ungrischen Artikeln, die Verbalvorwörter, 
die Hilfszeitwörter , welche den scythischcn Sprachen meist
	        
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