Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 56. Band, (Jahrgang 1867)

Der grammatische Bau der Algonkin-Sprachen. 
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einer Rasse angehören. Mit dieser Rassenverschiedenheit geht die 
Verschiedenheit in Betreff der Sprache Hand in Hand. Mit Ausnahme 
der Sprachen des nördlichen und südlichen Afrika's (Hami tische, 
Bantu-Sprachen, Hottentoten-Sprache) ist es noch nicht gelungen, die 
verschiedenen Idiome Afrika’s zu zergliedern und vergleichend zu be 
arbeiten; nur so viel ist sicher, dass sie nicht einem, sondern 
mehreren von einander grundverschiedenen Sprachstämmen ange 
hören und mit keiner der bekannteren Sprachfamilien verwandt sind. 
Amerika wird zwar vom höchsten Norden bis zum tiefsten Süden, 
mit Ausnahme der gegen Asien sich dehnenden Strecke und des 
nördlichen Saumes, von einer einzigen, der kupferrothen Rasse, be 
wohnt; man kann aber von dieser Rasse keineswegs behaupten, dass 
sie eine, wenn auch in viele von einander verschiedenen Mundarten 
zerfallene Sprache rede. Es lässt sich nicht läugnen, dass die Spra 
chen des amerikanischen Continents vieles. Gemeinsame an sich 
tragen, dass jede derselben von einem eigentlnimlichen, allen ameri 
kanischen Sprachen innewohnenden Geiste— dem der Einverleibung 
— durchdrungen ist; es ist aber bis jetzt Niemandem gelungen, in 
denselben eine, ja nicht einmal zwei (für Nord- und Südamerika) 
oder drei (für Nord-, Mittel- und Südamerika) Sprachfamilien wis 
senschaftlich nachzuweisen. 
Um nur ein Beispiel hervorzuheben, werden auf dem Boden des 
heutigen Reiches Mexico mehrere Sprachen gesprochen, die mit 
einander in gar keinem Zusammenhänge stehen. Ein klares Bild die 
ses polyglotten Staates liefert das Werk von Manuel Orozco y Herrn: 
Geografia de las lenguas de Mexico, Mexico 1864, 8., welchem eine 
vortreffliche ethnographische Karte beigegeben ist. Eine selbststän 
dige Ansicht über das verwickelte schwierige Terrain kann sich der 
Sprachforscher vom Fache leicht bilden aus dem Buche von D. Fran 
cesco Pimentei conde de Heras : Cuadro descriptivo y compara- 
tivo de las lenguas indigenas de Mexico, Mexico 1862—1863, 8., 
Vol. I—II, das zwar in Betreff der kritischen Bearbeitung des Stof 
fes vieles zu wünschen übrig lässt, aber das Verdienst einer ziem 
lich vollständigen Zusammenstellung des oft schwer erreichbaren 
Materials für sich beanspruchen darf. 
Nicht minder mannigfaltig in Bezug auf die Sprachen als Mittel 
amerika erscheint der Norden dieses Welttheiles. Einen ungefähren 
Einblick in das bunte Gewimmel eröffnet uns Shea’s Library of the
	        
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