Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 56. Band, (Jahrgang 1867)

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und in den Mitgliedern der rheinischen gelehrten Sodalitiit, welche 
die Dichtungen zuerst durch den Druck veröffentlichten: und eine 
Reihe von gelehrten Männern in der neuern Zeit, welche sich mit 
denselben beschäftigen, stellte sich gewissermassen wie eine fest ge 
schlossene Phalanx schützend und schirmend vor die Werke der 
Roswitha, so dass ein Angriff auf ihre Echtheit als ein höchst ge 
wagter Versuch betrachtet werden könnte. 
Aus der Form und dem Inhalte der angeblichen Roswitha'sclien 
Werke, aus den Bestrebungen des Conrad Celtes und manchen An 
deutungen in seinen Schriften, aus mehreren bisher ungedruckten 
Briefen seiner Freunde sollen die Beweise beigebracht werden, dass 
jene poetischen Productionen nicht von der sächsischen Nonne Ros 
witha im zehnten Jahrhundert, sondern von Celtes und einigen Mit 
gliedern der rheinischen gelehrten Gesellschaft im Zeitalter des 
Humanismus ihre Entstehung erhalten haben. 
Der Humanist Conrad Celtes Protucius, der erste Deutsche, 
welcher aus kaiserlichen Händen den Dichterlorber empfing, hatte 
bereits Italien, das Land der classischen Wissenschaften, besucht; 
er hatte Deutschland nach allen Richtungen durchwandert und die 
meisten seiner Universitäten kennen gelernt; er war zwei Jahre hin 
durch in Polen und einige Zeit auch in Ungarn gewesen, als er 
in der zweiten Hälfte des Jahres 1490 nach seiner fränkischen Hei- 
matli zurückkehrte und vornehmlich in Nürnberg, wo er unter den 
angesehenen Bürgern eine Anzahl inniger Freunde und warmer Ver 
ehrer fand, einen vorläufigen Aufenthalt nahm. Nach den vielen 
Wanderungen und dem langen unsteten Leben gedachte der Dichter 
in der alten Reichsstadt, welche ihm so viele Annehmlichkeiten und 
Anregungen bot, sich häuslich niederzulassen, und wie vom Mittel- 
puncte des deutschen Reiches aus die befruchtenden Strahlen des 
Humanismus und der antiken Poesie nach allen Richtungen zu ver 
breiten. Um dieses ins Werk setzen zu können, bedurfte er aber der 
materiellen Unterstützung, welche ihm seine Nürnberger Freunde bei 
dem Stadtrath verschaffen zu können die Hoffnung hegten, wenn er 
sich um die Aufklärung der städtischen Geschichte ein Verdienst er 
worben. Sie regten ihn daher an, über Nürnbergs Ursprung und
	        
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