Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 25. Band, (Jahrgang 1857)

130 
Foucher de Car eil. 
abschnitt welcher zu Hannover die Bezeichnung „Wiener Auf 
enthalt" führt, ist einer der fruchtbarsten an Arbeit jeder Art, 
hauptsächlich über Recbt, Geschichte, Politik und politische Ökonomie. 
Alle diejenigen dieser Schriften die den Stempel der Authenticität 
an sich tragen, werden in dieser Ausgabe der vollständigen Werke 
Leibnizens erscheinen. 
Diese Ausgabe wird also, ausser dem allgemeinen Interesse 
welches an den Namen Leibniz als „Denker“ geknüpft ist, noch ein 
besonderes Interesse für die politische Geschichte der verschiedenen 
Staaten Deutschlands und hauptsächlich Österreichs darbieten, dessen 
Geschichte, allgemeines und Privat-Recht und innere Staatsregierung 
unter den Kaisern Leopold und Karl VI. er durch seine Arbeiten 
erläutert. 
Leibnizens ordnender Geist arbeitete in seinen letzten Jahren und 
besonders von 1713 —1714 daran, das deutsche Reich mit einer gleich- 
massigen Gesetzgebung, einem vollständigen ökonomischen Systeme 
und einer Central-Gesellschaft der Wissenschaften zu versehen. 
Aus seinen Schriften ersieht man, dass er mit den geschicht 
lichen und allgemein politischen Fragen nicht weniger vertraut 
war, als mit den schwierigsten philosophischen Aufgaben, dass er- 
durch seine Arbeiten die Aufmerksamkeit der Kaiser Leopold 1. und 
Karl VI. auf sich zu ziehen gewusst hatte, und dass, wenn er länger 
gelebt hätte , er zweifelsohne doch endlich zu der Stellung eines 
Hofrathes *) gekommen wäre, um die er besonders seit der Zeit sich 
bewarb, als auf seinen Beschützer und Freund, den Herzog Ernst 
August, dessen Sohn Georg Ludwig im Jahre 1698 gefolgt war. 
Leibniz hatte nämlich wegen des barschen und aufbrausenden Wesens 
dieses Fürsten, welches er nicht ertragen mochte, sich zu Ende des 
Jahres 1712 an den Wiener Hof geflüchtet 3 ). 
Da ich über diese verschiedenen Gegenstände die ausgc- 
breitetste und, ich kann sagen, die vollständigste Urkunden-Samm- 
lung besitze, die Frucht einer fleissigen, mehrmonatlichen, durch eine 
besondere Genehmigung Seiner Majestät des Königs von Hannover 
unternommenen Arbeit in der Hannover’schen Bibliothek, und einer 
*) Über Leibnizens Bemühen (von 1688— 1712) Reichshofrath zu werden 
s. Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissenschaften, Bd. XVI, S. 6 und 16 f. 
2 ) Diese wenig bekannte Thatsache ergibt sich aus einem eigenhändigen von Wien aus 
geschriebenen Briefe von L e ib n i z.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.