Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 23. Band, (Jahrgang 1857)

Beiträge zur Kunde germanischer Personennamen. 
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Bedeutung als die von quies oder qüietus dafür in Anspruch nehmen. 
Diese zu finden ist auch nicht schwierig. Die einfache Betrachtung 
von ahd. stillian mitigare, mederi, comprimere, stillen, altn. stilla 
inoderare, temperare, ags. stillan sedare zeigt, dass im Anlaute jener 
Namen eine substantivische Bedeutung von Herrschen zu suchen sei, 
und diese Ansicht findet eine Stütze im altn. stillir, das König bedeu 
tet; denn er ist es der vor allen überall besänftigt, beruhigt und 
durch Milde oder Gewalt den Unfrieden niederhält. Doch im ahd. 
lässt sich ein ähnliches Substantiv nicht nachweisen und näher zu 
liegen scheint das Adjectiv still, stilli in der Bedeutung mitis, placi- 
dus, serenus, vgl. ags. stilnesse serenitas (Graff 6, 669 fg). Sollte 
dieses Wort, zu Bildung von Frauennamen ganz geeignet, nach der 
Anschauung jener Zeit widerstreben in einem Namen, der dem Manne 
als Schmuck dienen und ihn verherrlichen soll, dann wäre freilich bei 
der früher entwickelten Substantiv-Bedeutung zu beharren, falls nicht 
eine bessere Erklärung an die Stelle tritt. 
Einen ahd. Stamm stil etwa wegen Stilburg anzunehmen wäre 
ungerechtfertigt; das einfache I ist hier wie in stilnissi, stilta (Graff 
6, 671; 672) durch den folgenden Consonanten bedingt. Muss aber 
der Name des Vandalen Stilico anders erklärt werden, als oben ver 
sucht worden ist, dann möchte ich wohl nicht das von Förstemann 
angezogene Wort stil, wohl aber dieBedeutung caulis zurückweisen. 
Dieses Wort heisst im Ahd. auch uncinus, und der BegriffSpeer 
oder Lanze liegt kaum weit ab, ferner manubrium, und dass auch 
dieser Begriff in den der Waffe übergehen kann, zeigt altn. hialti, 
das wie ahd. helza, ags. hilf, ursprünglich capulus Schwertgriff, aber 
auch Schwert bedeutet. 
Hier darf vielleicht auch der virgo Stilichonia gedacht werden, 
die Claudianus (Ed. Gesner.) X, 177 nennt. Diesen Namen seines 
Auslautes wegen mit dem Frauennamen Adalchon hei Goldast, rer. 
alem. script. II. 120 zusammen zu stellen wird nicht unstatthaft sein, 
doch nicht, wie Förstemann meint, altn. köna, ags. evene, mulier, 
goth.qvens, qvinö, ahd. quena zur Erklärung dienen können, sondern 
ahd. chuoni fortis, acer, audax, helicosus, asper, das goth. könis muth- 
massen lässt. Grimm Haupt's Z. VI. S43. 
Die altgermanischen Personennamen, die einst die Tugenden 
des Einzelnen wie des gesammten Volkes zu lebendiger Anschauung
	        
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