Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 21. Band, (Jahrgang 1856)

Über die Echtheit und Bedeutung der Urkunde K. Rudolfs I. 
19 
Rheinpfalz und dem Erztruchsessamte so gegründet, dass Eines ohne 
das Andere nicht bestehen könne“, und wenn in diesem Sinne in der 
goldenen Bulle der baierischen Wittelsbacher mit keinem Worte 
Erwähnung geschah !). — Wohl fühlten die baierischen Wittelsbacher 
die Zurücksetzung die sie dadurch erlitten, schmerzlich, aber weder 
im XIV. noch im XV. Jahrhundert waren sie stark genug, die durch 
die goldene Bulle festgesetzte Ordnung anzutasten 2 ). Da brachte die 
Reformation eine für sie günstige Wendung. 
Dem Papst und bald auch dem Kaiser musste daran liegen, der 
katholischen Partei im kurfürstlichen Collegium ein möglichst gros 
ses Übergewicht zu bewahren. Die baierischen Herzoge hielten fest 
an dem alten Glauben; nicht so die Pfalzgrafen des Rheins. Und so 
finden wir denn, dass in demselben Jahre (1S46) in welchem zu 
Heidelberg zuerst der Gottesdienst nach protestantischer Weise 
gehalten wurde, Kaiser Karl V. dem Herzoge Wilhelm von Baiern 
in einem feierlich geschlossenen Vertrage die Zusicherung gab: Falls 
die Pfalzgrafen zur wahren und katholischen Religion und zu dem 
dem Kaiser und dem heiligen römischen Reiche schuldigen Gehorsam 
zurückzukehren sich weigern sollten, ohne jegliche andere Rechts 
erwägung ihn , den Herzog Wilhelm und seine Erben, mit der 
kurfürstlichen Würde zu bekleiden 3 ). 
1 ) Diploma Caroli IV. imp. de jure successionis Com. Palat. S. R. J. Electorum dat. 
Norimbergae 1356, quinta feria post Epiphanias Dom. bei Tolner (Cod. dipl. Pala- 
tinus S. 90. „Quia nos cum jure et per sententiam invenimus, quod electio et vox 
super principatum et super terras Palatinatus et super Archi-Dapiferiam taliter 
fundatae sunt, ut una sine alia persistere non possit. Sed oportet ea simul in 
omni impetitione tarn in damno quam in Iucro inseparabiliter permanere. Vgl. 
übrigens noch Haus s er, Gesell, der rheinischen Pfalz Bd. I, S. 164 fl', bis 171 u. 
Büchner a. a. 0. Bd. VI, 45. 
2 ) An Versuchen hierzu Hessen sie es allerdings nicht fehlen. Vgl. Häussera. a. 0. 
S. 273 und 597. 
3 ) Aretin , Baierns auswärtige Verhältnisse seit dem Anfänge des 16. Jahrhunderts 
Bd. I, S. 30 fl'. Der Vertrag ist geschlossen zu Regensburg im Juni 1546. Es heisst 
darin.: Et si eomites Palatini ad veram et Catholicam Religionein obedientiamque et 
fidelitatem Caes. Majestati sacorque Romano imperio debitam redire recusarent et 
sine Bello et Armis reduci non possent vel concilio jam indicto seu indicendo cum 
assensu suae Majestatis se submittere et audire nollent, tune statim absqueaiia 
juris discussione caes. Majestas ipsum Ducem Giiilielmum Haeredesque suos 
de tali Electoratus dignitate iuvestiet. Si vero dicti Palatini sua sponte resipiscere 
et ad veram pristinam religionem redire vellent nihilominus caes. Majest in contro- 
versia, quae nunc inter ducem Fridericum Palatinum et illustrissimum ducem 
2 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.