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Tengel — Tocke.
u. a. die Trümmer eines Wartthurmes
auf dem Ruhberge zwischen Schweid
nitz lind Reichenbach. 2) abgegrenzter
bewachsener Fleck Landes: so heisst ein
kleiner Grasplatz ein Tamperle (Ilabel-
schwert); ebenso eine Raumgruppe, mag
sie frei im Felde stehn oder mitten im
Walde unter andersartigen Bäumen: im
Kieferpiischel stehtein ganzerTempel sau
re Kirschbäume. (Liegnitz, Bolkenhain).
Teng'el, m. Schmutzsaum am Gewände; —
t enge 1 n, sich betengeln: schw. vb.
sich am Saume beschmutzen. — Auch
sonst mitteldeutsch: oblaus, obsächs.
Stieler 763. — Tengel ist dasselbe
Wort, nur mit eingeschobenem Nasal,
wie üsterr., bair. Tegel: Lehm;tegeln:
schmieren, beschmutzen; engl, daggle.
Tese , f. 1) Schachtel. Kernkronik 2,726.
2) Frauenzimmer: ich hoas er amol ge-
soat, dass se su an grobe Tese wer.
Stoppe Parnass 609. — nd. Döse: Büchse.
Schachtel.
tettern, schw. vb. zittern, rasseln. Wa
gen tettern ; Töpfe und Gläser, die einen
Sprung haben, tettern beim aufsetzen.
Bauernregel: wenn der Hirse mit dem
Ohre rauf komt und er hört den ersten
Erntewagen tettern , da wird er noch
reif (Obernigk). — eint et t e rn, trans.
zittern machen, eins'chüchtern (nördl.
Niederschlesien). — Vgl. bair., österr.
tattern : zittern; schwäb. dattern, dottern;
engl, totter.
Teuche, f. feuchte Stelle im Acker
(Liegnitz, Jauer).— Sehmeller 1, 426.
Tilke, f. Thälchen , kleine Vertiefung.
Auch nürnberg.; im übrigen Mittel
deutschland Telle, Delle.
tillcn, schw. vb. ablautend zu tallen, w. z.
vgl., erhalten in tillazeln: tändeln,
mit Kindern spielen, Kernkronik 2, 726.
dass er dem wütten läppischer Sitten,
Tylatzeleyen, Fantastereyen,
— einmal entfliehe. Scherfler 476.
tieren , schw. vb. sich tieren: sich be
wegen, rühren, sich um etwas bemühen :
um die Jungfrauen thieren. Sehweinichen
1, 63; kamen allgemach zu I. F. G. die
jenigen, welche sich zuvor nicht sehr um
I. F. G. gethieret, ebd. 2, 60. — Vgl.
gezweit geviert scherlich tieret. Os
wald v. Wolkenstein 33. 2, 23; all in
den plumen ich mich ticrt. Spruch vom
Einsiedel, in den Fastsp. 1124; ich
gieng ein nacht spazieren , ward in der
finstern mich umhtieren, ebd. 339, 21 ;
und tet mich kaum zwier drin umbtiern
ebd. 72, 16. Das Wort scheint unverscho-
ben herübergenommen vom nd. tieren:
munter, lebhaft sein, lärmen; tierig:
munter, lustig.
Tiscli, m. Ein Bauer sitzt am Tisch und
stemmt sich mit dem einen Ellbogen so
stark auf, dass der Tisch zu brechen
droht. Der Sohn ruft ihm zu: Vater! der
Tisch knackt! Der Bauer sieht den Jun
gen an, stemmt den zweiten Ellbogen zu
dem ersten und fragt: „Seld’a?“
Tise, Tisse, f. Täubchen; auch oblaus.
— ln der Kindersprache Averden auch die
Honiggefiisse des Sturmhuts (Aconitum),
die Samenkapseln der Päonien und dgl.
Tisel genannt (vgl. Gittel). — Das Wort
ist aus dem Lockruf tise, tise, gebildet.
Bairisch-scliAväbisch Averden die Hühner
und Enten mit dis! dis! gelockt, daher
Disei Hünchen. Schmeller 1,401; Schmid
129. rhein tiet! liet! Tiez, Huhn : Mül
ler-Weitz 246.
titschen, schw. vb. Ablautform zu tatschen
av. z. s. 1) schlagen, klatschend anschla
gen, namentlich dieTantussean die Wand
Averfen (ein Knabenspiel) ; Avessen Tan-
tus auf SpannenAveite an einen anderen
fällt, hat diesen gewonnen. Vgl. rhein.
titsche: Schnellkügelchen auf einen
Stein Averfen und fangen. 2) tauchen,
eintauchen ; austitschen : austunken. —
Titsche, f. Brühe, Tunke; nürnberg.
Tütschen. — Frisch 2, 373.
Titte, f. 1) Zitze, Brustwarze: Titte titte
machen, in der Kindersprache: saugen.
2) übertragen: Schnabel:
hier liegt verscharrt Aglaster Gritte,
die mit der schwarzen Schnabel-titte
wusch als ein alte schlesche Magd.
Scherfler 691. —ags.,nd. titt, engl. teat.
— Vgl. ahd. tutto, Schweiz. Tütti, Totta,
kämt. Tuttele, Titel; tuttein, säugen.
tob , adj. tobend, toll : du mehr denn tober
Hund. A. Gryph. Sonette 1, 31. — Be
lege für tauber Hund bei Zarncke zum
Narrenschiflf 96, 61.— toebsen, teb-
s en, schw. vb. toben, lärmen. — Tebs,
m. tobender Lärm , namentlich Kin
derlärm.
Tocke, f. 1) Puppe, sehr gewöhnlich. —
ahd. tocha, mhd. tocke. Schmeller 1, 366.
Doch lasst euch auch nicht bei der
Tocke
und schon im Flügelkleide frein.
Günther 439. — Tockenspieler:
Puppenspieler , überhaupt Schauspieler
(Obernigk). — Tockenkram: eigentl.
Puppenkram , übertragen: Putz- und
Sjwelsachen: ich halte diese Ketten höher
als aller närrischen Jungfern Tocken-
kram. A. Gryph. Horribilicr. —T ocken-
av e r k : Puppenwerk, Gaukelspiel :
Avas ist doch Ehre, Macht, Pracht,
Schönheit, Lust und Geld ?
ein gläsernes Gepräng, ein Tocken-
Averk der Welt.
Logau Ziveite Zugabe zu d. 3 Tausend,
nr. 31.
Der Scepter TockenAverk ist eine lere
Pracht. A. Gryph. Leo Arm. 1,46.
vergänglich Tockenwerk und schnöde
, Gaukelei. Christ. Gryph. 127. (3. A.)