Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 16. Band, (Jahrgang 1855)

tallen — Tempel. 
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tallen, schw. vh. stammeln; „tallen: 
Iiippschen; it. nicht recht reden können,“ 
Kernkronik2,725. — ahd. tallazjan, pal- 
pare. — Tallsack m. stammelnder 
alberner Kerl; im Ilirschbergischen Be 
nennung der aus Semmelteig gebackenen 
Mannsbilder. — Redensart: Tall Tall 
(al. Tilm talm) er hatte Ilölzel feil; er 
gabs Gröschel für Gebindel; nach einer 
älteren Aufzeichnung gleichbedeutend 
mit: wasch mir den Pelz und mach mich 
nicht nass. — Talke, f. stammelndes 
albernes Weibsbild, nd. Talke; das öster., 
bair. der Talk (auch nd. Taalk) kommt 
schlesisch nicht vor. — talkicht: 
albern, ungeschickt; baier., österr. 
dalket. —Vgl. tillen. Vgl. oblaus, dalpern: 
stammeln, undeutlich reden; Schweiz, 
talpen, rhein. talpe: plump auftreten, 
tappen, langsam arbeiten (Stalder 1,260; 
Müller-Weitz243)und das allgem.verbrei 
tete Tölpel, nebst Tolpatsch.Grimm 2,700. 
tsemiscli, t A m i s c li, adj. taumelnd, 
schwindlicht; das Haut is mer su thamisch. 
A. Gryph. gel. Dornrose, „thiimisch, ver 
rückt im Haupt“ Kernkronik 2, 725. — 
Ist auf tä um isch zu führen, Schmeller 
1, 443. Grimm Wb. 2, 704. 
tampern, tempern, schw. vb. zaudern, 
langsam arbeiten, trag sich umhertreiben. 
Schweiz, dampern, dampen. Stalder 1, 
262. — Gebildet aus tapern. 
Tantus, m.plur. die Täntusse: Rechen 
pfennig. — baier. Tantes. Schmeller 1, 
448; aus dem spanischen tantos, plur. zu 
tanto. 
tapern, schw.vb.langsam undunbehilflich 
sein. — Taperarseh, Tapermichel, Taper- 
gritte: unbehilflicher, langsamer Mensch, 
t A p r i g, adj. unbehilflich , langsam. 
— T A p s, T a p s; Tappe rtAwizer 
(Obernigk) = TApermichei. Vgl. mhd. tA- 
pen, Schweiz. tApen, dopen,Stalder 1,263. 
tapfer, t a p p e r , als verstärkendes Advb. 
im nördlichen Niederschlesien gebraucht; 
topper schein : sehr schön, 
tar, vgl. türren. 
taren, schw. vb. von Berndt mit der Be 
deutung : „kindisch sein, spielen,“ auf 
geführt. Ursprünglich heisst es: lang 
sam sein, wie noch Schweiz, schwäb. 
oblaus, dären.— t a r A d e, adj. beharrlich, 
eigensinnig (Reichenbach), eigentlich 
langsam, zäh, wie das einfache Schweiz, 
därr. Stalder 1, 267. — Zu der Bildungs- 
sylbe— ad — vermag ich aus dem Schles. 
nichts entsprechendes aufzuführen. 
Tarrisbüchse, Bastionbüchse, Kanone. 
Die ratmanne Hessen uf den Elbing 
eilens tarrisbüchsen fiiren und meineten 
sie solten geladen sein. Eschcnloer 1, 
109. — Tarris: Terrasse, Schanze. Vgl. 
Frisch 2, 362; Schmeller 1, 452. 
Tasche, f. 1) wie hd. 2) Samenhülse. 3) 
Mund. — ßrodtasche: ich hab das 
Haus voll kleine Kinder, die mir mit ih 
ren Brodtaschen das Geld in zwölf Leibe 
vernaschen. A. Gryph. Peter Squenz. 4) 
vagina der Kuh, früher auch die mensch 
liche. — Frisch 2, 363; Schmeller 1,459. 
— Maultasche 1) Ohrfeige: 
Maultasch ist ein Ding, zwar nicht 
schädlich an dem Leben, 
ausser dass sie dem Gehör Abbruch 
will und Nachtheil geben. 
Logau 1097. 2) ein Gebäck; Antonia 
braucht im Ilorribilicribrifax das Wort 
spiel : da hergegen Frau Gertraud mehr 
Maultaschen als Krametsvögel von ihrem 
Mann auffressen muss. 
taschen, tAtschen, schw. vb. 1) tasten, 
schlagen, namentlich klatschend schlagen; 
vgl. titschen.—T ö t s c h e f. Tatze, Hand. 
Linktötsch, m. linkischer Mensch. 2) 
betasten, streicheln , zärtlich behandeln, 
namentlich die Kinder. —vertAtschen: 
verzärteln. — Oberlaus, täsclieln : mit 
Kindern spielen, sie liebkosen. 3) klat 
schen, in übertragenemSinne: schwatzen, 
albern reden. Wie „spellen“ gehn, heisst 
tAtschen gehn zum Schwatzbesuch, 
auf einen Plausch gehen, namentlich von 
Kinderwärterinnen. — Getäsche, n. 
Geklatsch: die Getäsche wird Ursachen, 
mir und andern Argwohn machen. Scherf- 
fer Ged. 562. : — Vgl. Frisch 2, 395 ; 
Schmeller 1,459 ; Stalder 1, 269 ; Schmid 
117; Schmidt 253. 
Tast, m. Schmutz, besonders Kopfgrind. 
— ahd. dost coenum, mhd. test, österr. 
Test: dicke zähe Masse; bair. dÖstig: 
zäh, schwer, vom Boden gebraucht. 
Tater, m. 1) Tartar. Der Einfall der Tarta- 
ren oder Mongolen von 1241 in Schlesien 
lebt in der Erinnerung des Volkes durch 
das Schlachtfeld bei Wahlstatt und durch 
die h. Hedwig fort, ln Wahlstatt wird 
alljährlich zur Erinnerung an die Schlacht 
im April ein Markt „das Ohrenfest“ ge 
halten. Hie und da zeigt man auch 
Tatarenschanzen, z. B. im Höllengrunde 
zwischen Reichenbach und Nimptsch. 
2) koboldartiges Gespenst, Tatermann : 
Scherffer Ged. 408 nennt den Vulcan den 
ungestrigelt verwichtelten Tater. Vgl. 
Griin Mythol. 469—471. 
Tatzen, f. plur. durch eine Schlinge 
verbundene Knöpfchen, welche durch 
die Knopflöcher gesteckt, die Stelle an 
genähter Knöpfe nach alter Weise ver 
treten; die mhd. tassel. — Scherffer 
409: sol er mit datzen die Ermel be 
stecken. 
Tebs, s. toebsen, tob. 
Teckel, s. Döggel. 
Tempel, m. 1) wie hd. —Judentempel: 
Synagoge; Heidentempel nennt das Volk 
hier und da Mauerreste , die. von den 
„Alterthumsforschern“ für Heidentempel 
und zwar für römische erklärt wurden;
	        
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