tallen — Tempel.
97
tallen, schw. vh. stammeln; „tallen:
Iiippschen; it. nicht recht reden können,“
Kernkronik2,725. — ahd. tallazjan, pal-
pare. — Tallsack m. stammelnder
alberner Kerl; im Ilirschbergischen Be
nennung der aus Semmelteig gebackenen
Mannsbilder. — Redensart: Tall Tall
(al. Tilm talm) er hatte Ilölzel feil; er
gabs Gröschel für Gebindel; nach einer
älteren Aufzeichnung gleichbedeutend
mit: wasch mir den Pelz und mach mich
nicht nass. — Talke, f. stammelndes
albernes Weibsbild, nd. Talke; das öster.,
bair. der Talk (auch nd. Taalk) kommt
schlesisch nicht vor. — talkicht:
albern, ungeschickt; baier., österr.
dalket. —Vgl. tillen. Vgl. oblaus, dalpern:
stammeln, undeutlich reden; Schweiz,
talpen, rhein. talpe: plump auftreten,
tappen, langsam arbeiten (Stalder 1,260;
Müller-Weitz243)und das allgem.verbrei
tete Tölpel, nebst Tolpatsch.Grimm 2,700.
tsemiscli, t A m i s c li, adj. taumelnd,
schwindlicht; das Haut is mer su thamisch.
A. Gryph. gel. Dornrose, „thiimisch, ver
rückt im Haupt“ Kernkronik 2, 725. —
Ist auf tä um isch zu führen, Schmeller
1, 443. Grimm Wb. 2, 704.
tampern, tempern, schw. vb. zaudern,
langsam arbeiten, trag sich umhertreiben.
Schweiz, dampern, dampen. Stalder 1,
262. — Gebildet aus tapern.
Tantus, m.plur. die Täntusse: Rechen
pfennig. — baier. Tantes. Schmeller 1,
448; aus dem spanischen tantos, plur. zu
tanto.
tapern, schw.vb.langsam undunbehilflich
sein. — Taperarseh, Tapermichel, Taper-
gritte: unbehilflicher, langsamer Mensch,
t A p r i g, adj. unbehilflich , langsam.
— T A p s, T a p s; Tappe rtAwizer
(Obernigk) = TApermichei. Vgl. mhd. tA-
pen, Schweiz. tApen, dopen,Stalder 1,263.
tapfer, t a p p e r , als verstärkendes Advb.
im nördlichen Niederschlesien gebraucht;
topper schein : sehr schön,
tar, vgl. türren.
taren, schw. vb. von Berndt mit der Be
deutung : „kindisch sein, spielen,“ auf
geführt. Ursprünglich heisst es: lang
sam sein, wie noch Schweiz, schwäb.
oblaus, dären.— t a r A d e, adj. beharrlich,
eigensinnig (Reichenbach), eigentlich
langsam, zäh, wie das einfache Schweiz,
därr. Stalder 1, 267. — Zu der Bildungs-
sylbe— ad — vermag ich aus dem Schles.
nichts entsprechendes aufzuführen.
Tarrisbüchse, Bastionbüchse, Kanone.
Die ratmanne Hessen uf den Elbing
eilens tarrisbüchsen fiiren und meineten
sie solten geladen sein. Eschcnloer 1,
109. — Tarris: Terrasse, Schanze. Vgl.
Frisch 2, 362; Schmeller 1, 452.
Tasche, f. 1) wie hd. 2) Samenhülse. 3)
Mund. — ßrodtasche: ich hab das
Haus voll kleine Kinder, die mir mit ih
ren Brodtaschen das Geld in zwölf Leibe
vernaschen. A. Gryph. Peter Squenz. 4)
vagina der Kuh, früher auch die mensch
liche. — Frisch 2, 363; Schmeller 1,459.
— Maultasche 1) Ohrfeige:
Maultasch ist ein Ding, zwar nicht
schädlich an dem Leben,
ausser dass sie dem Gehör Abbruch
will und Nachtheil geben.
Logau 1097. 2) ein Gebäck; Antonia
braucht im Ilorribilicribrifax das Wort
spiel : da hergegen Frau Gertraud mehr
Maultaschen als Krametsvögel von ihrem
Mann auffressen muss.
taschen, tAtschen, schw. vb. 1) tasten,
schlagen, namentlich klatschend schlagen;
vgl. titschen.—T ö t s c h e f. Tatze, Hand.
Linktötsch, m. linkischer Mensch. 2)
betasten, streicheln , zärtlich behandeln,
namentlich die Kinder. —vertAtschen:
verzärteln. — Oberlaus, täsclieln : mit
Kindern spielen, sie liebkosen. 3) klat
schen, in übertragenemSinne: schwatzen,
albern reden. Wie „spellen“ gehn, heisst
tAtschen gehn zum Schwatzbesuch,
auf einen Plausch gehen, namentlich von
Kinderwärterinnen. — Getäsche, n.
Geklatsch: die Getäsche wird Ursachen,
mir und andern Argwohn machen. Scherf-
fer Ged. 562. : — Vgl. Frisch 2, 395 ;
Schmeller 1,459 ; Stalder 1, 269 ; Schmid
117; Schmidt 253.
Tast, m. Schmutz, besonders Kopfgrind.
— ahd. dost coenum, mhd. test, österr.
Test: dicke zähe Masse; bair. dÖstig:
zäh, schwer, vom Boden gebraucht.
Tater, m. 1) Tartar. Der Einfall der Tarta-
ren oder Mongolen von 1241 in Schlesien
lebt in der Erinnerung des Volkes durch
das Schlachtfeld bei Wahlstatt und durch
die h. Hedwig fort, ln Wahlstatt wird
alljährlich zur Erinnerung an die Schlacht
im April ein Markt „das Ohrenfest“ ge
halten. Hie und da zeigt man auch
Tatarenschanzen, z. B. im Höllengrunde
zwischen Reichenbach und Nimptsch.
2) koboldartiges Gespenst, Tatermann :
Scherffer Ged. 408 nennt den Vulcan den
ungestrigelt verwichtelten Tater. Vgl.
Griin Mythol. 469—471.
Tatzen, f. plur. durch eine Schlinge
verbundene Knöpfchen, welche durch
die Knopflöcher gesteckt, die Stelle an
genähter Knöpfe nach alter Weise ver
treten; die mhd. tassel. — Scherffer
409: sol er mit datzen die Ermel be
stecken.
Tebs, s. toebsen, tob.
Teckel, s. Döggel.
Tempel, m. 1) wie hd. —Judentempel:
Synagoge; Heidentempel nennt das Volk
hier und da Mauerreste , die. von den
„Alterthumsforschern“ für Heidentempel
und zwar für römische erklärt wurden;