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seigen — Sommer.
Bedeutung- Quellabfluss, sumpfig-e Wiese,
(Schmidt westerwäldisches Idiot. 217 ;
Weigand bei Haupt 6, 487); westfiil.
Sipen (n.) quellenreiches Engthal; vgl.
auch rhein. (Achen.) Sief: Ausguss,Gosse.
— Ortsnamen mit - seifen kommen aus
ser Schlesien noch vor in Hessen und
um Trier und Sarlouis.; vgl. Weigand im
Archiv fürhess. Geschichte VII, 296 ; Phil.
Schmitt der Kreis Sarlouis.— Uber Seife
als Metallwäsche: Frisch 2, 269.
seigen, schw. vb. wie hd. — se i kern,
sekern: durchseigen, z. B. den Quarg.
— S e i g e r, m. rundes durchbohrtesBret
mit einer Handhabe, auf welchem Kraut,
KartolFeln u. dgl. durchgeseigt werden.
Allgemeiner S u p penseiger : trichter
förmiges Blechsieb zum seigen der Brühen.
Seiger, Se ge r in.l)UhrjeglicherGrösse :
Seigerlein(Schweinichen2,27), Hosensei
ger : Taschenuhr;2)Stunde;Klösselseiger :
Uhr Mittags, wo es Zeit ist die Klösse in
zwölf den Topf zu tliun. Seigerstunde:
Stunde; die erste Seigerstunde: ein Uhr.
Die Stunde kommt und der Seiger läuft
zum Ende. Günther 841.
um 16 Uhr des ganzen seigers. Sclnvei-
nichen 2, 98. um 20 uhr im ganzen seiger
ibd. 179. — seigern, schw. vb. 1) vom
gehn der Uhr : es segert uf zwelve; 2)
die Uhr stellen. Auch oblaus., obsächs.,
kuhländ. — Seiger bezeichnet das im
hangen (seigen) durch eigene Kraft sich
bewegende : mhd. seigaere Wagebalken.
Seiger ist ferner das Senkblei in der
Wasserwage; seigern, ist da nach messen.
In unserm Wort bezeichnet Seiger dem
nach eigentlich den Perpendikel und da
mit die Uhr. Es ging auch ins poln.
über: zegar.
seilen, schw. vb. binden:
diess mensch sol solche not, sol solche
grosse pein
mir seylen auf den hals. Opitz 1, 272
(1629)Vgl. Schmellerö, 226. Zu trennen
von siilen.
Sende, f. nach Steinbach Binse, wie ahd.
semida semido, mhd. semde, öster. Semde,
Sebde. Mir ist es nur vorgekommen als 1)
spanisches Röhrchen; namentlich in den
Schulen höchst bekannt; 2) die Sehne
oder Saite, die straff über das Spinnrad
gezogen ist. Vgl. Bise.
siche, sichte: solcher, vgl. meine Dia-
lektforseh. 141.
silier, sinder, adv. seit, seitdem ; ßerndt
verzeiehnete es als zu seiner Zeit noch
gebräuchlich, ebenso gibt es Anton 12,27
als noch jetzt in der Oberlausitz lebend
an. Mir ist es nicht begegnet. Sider
Fosnach sens zwe Jore, A. Gryph.
gel. Dornrose. Wir suchten sider dem uns
willigst einzustellen, A. Gryph. Gibeon.
668 ; sinder dem Fall, HofTmann Monat-
schrift260. —Bei Logau 76 seither im
Sinne von sider; heute der seit, der-
sett. — ahd. mhd. sider, sint; obd.
allgemein erhalten.
Sie , Sine, f. das weibliche Thierchen;
vgl. Dialektforsch. 138.
silier, sitte r: solcher, jener; vgl. Dia
lektforsch. 142.
Söd, m. das ausgesottene: die Brühe,Suppe.
Heute mir nicht begegnet, im 16 —18. Jht.
liäulig zu trefFen : Ein koch giesst söder
auf und senf daran, die dienlich für den
grau. Logau 747. Herr, ich esse nicht
nur sodt, es muss auch Heisch drinnen
seyn. A. Gryph. Ilorribilicr. Ach Mutter
soll ich denn das Schwarzsod gelbe ma
chen. Günther 446. Die Amtfrau schlach
tet ihm kein fettes Küchenkalb, er kriegt
vom Monde nichts, auch nichts vom Kin
delsode; ebd.392.— Redensarten: im Sode,
im eignen Sode liegen: nach seiner ange-
bornen Art, besonders in roher ungebil
deter Art leben: es heisst ich läg im
Sode und wäre nicht gewandt. Günther
210; sie wachsen stets im eignen Sode
und werden unter Rauch und Küche zur
Niederträchtigkeit gewöhnt; ebd. 426.
ein jeder Narr in seinem Sode; ebd. 1106.
— Vgl. Frisch 2, 283; Schütze 4, 164.
socken , sockern, schw. vb. auf Socken
gehn , überhaupt gehn, in : absocken:
sich auf die Strümpfe machen, abziehn :
sock ab, oder ich werde dir heim
leuchten.
Sole, f. wie hd. — Schuhsole: fet
tes Gebäck in Gestalt einer Schuhsole;
es wird namentlich in Warta gut gebacken.
Anderwärts heisst es Schusterjunge oder
Afterkuchen.—s öle n sch w. vb. mit Solen
belegen; versolen: einem das Loch
versolen, ihn durchprügeln ; Schweiz,
versollen, Stalder2, 377.
Sommer , m. Ein Leben wie im Sommer:
voll Lust und Wonne. — Sommer
worte heissen unarticulirte Laute , die
durch den Zusammenhang jedoch einen
gewissen Sinn haben; z. B. hm, hm. Man
gibt auf solches Wort die Entgegnung :
das ist ein Sommerwort, da fliegen dir
die Fliegen nicht in’s Maul (Reichenbach).
— Hauptsächlich hat der Sommer hier
seine Stelle durch den Empfang, den ihm
die So in m e r kind er am Sommer
sonntage (D. Laetare) bereiten. Kin
der und hie und dort auch das Gesinde
ziehn an diesem Tage mit Tannen
zweigen oder kleinen Tannenbäumchen
von Haus zu Haus und singen ihre S o in-
merlieder. Die Sommer sind mit
Bändern , Flittergold, bunten Eierscha
len, Bildchen und Citronen geschmückt;
das Hauptstück daran ist eine Kette aus
gleich langen Strohhalmen und kleinen
runden Tuchstückchen. Die Halme sind
der Länge nach aufgezogen und werden
durch die bunten Tuchfleckchen abge-