Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 16. Band, (Jahrgang 1855)

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seigen — Sommer. 
Bedeutung- Quellabfluss, sumpfig-e Wiese, 
(Schmidt westerwäldisches Idiot. 217 ; 
Weigand bei Haupt 6, 487); westfiil. 
Sipen (n.) quellenreiches Engthal; vgl. 
auch rhein. (Achen.) Sief: Ausguss,Gosse. 
— Ortsnamen mit - seifen kommen aus 
ser Schlesien noch vor in Hessen und 
um Trier und Sarlouis.; vgl. Weigand im 
Archiv fürhess. Geschichte VII, 296 ; Phil. 
Schmitt der Kreis Sarlouis.— Uber Seife 
als Metallwäsche: Frisch 2, 269. 
seigen, schw. vb. wie hd. — se i kern, 
sekern: durchseigen, z. B. den Quarg. 
— S e i g e r, m. rundes durchbohrtesBret 
mit einer Handhabe, auf welchem Kraut, 
KartolFeln u. dgl. durchgeseigt werden. 
Allgemeiner S u p penseiger : trichter 
förmiges Blechsieb zum seigen der Brühen. 
Seiger, Se ge r in.l)UhrjeglicherGrösse : 
Seigerlein(Schweinichen2,27), Hosensei 
ger : Taschenuhr;2)Stunde;Klösselseiger : 
Uhr Mittags, wo es Zeit ist die Klösse in 
zwölf den Topf zu tliun. Seigerstunde: 
Stunde; die erste Seigerstunde: ein Uhr. 
Die Stunde kommt und der Seiger läuft 
zum Ende. Günther 841. 
um 16 Uhr des ganzen seigers. Sclnvei- 
nichen 2, 98. um 20 uhr im ganzen seiger 
ibd. 179. — seigern, schw. vb. 1) vom 
gehn der Uhr : es segert uf zwelve; 2) 
die Uhr stellen. Auch oblaus., obsächs., 
kuhländ. — Seiger bezeichnet das im 
hangen (seigen) durch eigene Kraft sich 
bewegende : mhd. seigaere Wagebalken. 
Seiger ist ferner das Senkblei in der 
Wasserwage; seigern, ist da nach messen. 
In unserm Wort bezeichnet Seiger dem 
nach eigentlich den Perpendikel und da 
mit die Uhr. Es ging auch ins poln. 
über: zegar. 
seilen, schw. vb. binden: 
diess mensch sol solche not, sol solche 
grosse pein 
mir seylen auf den hals. Opitz 1, 272 
(1629)Vgl. Schmellerö, 226. Zu trennen 
von siilen. 
Sende, f. nach Steinbach Binse, wie ahd. 
semida semido, mhd. semde, öster. Semde, 
Sebde. Mir ist es nur vorgekommen als 1) 
spanisches Röhrchen; namentlich in den 
Schulen höchst bekannt; 2) die Sehne 
oder Saite, die straff über das Spinnrad 
gezogen ist. Vgl. Bise. 
siche, sichte: solcher, vgl. meine Dia- 
lektforseh. 141. 
silier, sinder, adv. seit, seitdem ; ßerndt 
verzeiehnete es als zu seiner Zeit noch 
gebräuchlich, ebenso gibt es Anton 12,27 
als noch jetzt in der Oberlausitz lebend 
an. Mir ist es nicht begegnet. Sider 
Fosnach sens zwe Jore, A. Gryph. 
gel. Dornrose. Wir suchten sider dem uns 
willigst einzustellen, A. Gryph. Gibeon. 
668 ; sinder dem Fall, HofTmann Monat- 
schrift260. —Bei Logau 76 seither im 
Sinne von sider; heute der seit, der- 
sett. — ahd. mhd. sider, sint; obd. 
allgemein erhalten. 
Sie , Sine, f. das weibliche Thierchen; 
vgl. Dialektforsch. 138. 
silier, sitte r: solcher, jener; vgl. Dia 
lektforsch. 142. 
Söd, m. das ausgesottene: die Brühe,Suppe. 
Heute mir nicht begegnet, im 16 —18. Jht. 
liäulig zu trefFen : Ein koch giesst söder 
auf und senf daran, die dienlich für den 
grau. Logau 747. Herr, ich esse nicht 
nur sodt, es muss auch Heisch drinnen 
seyn. A. Gryph. Ilorribilicr. Ach Mutter 
soll ich denn das Schwarzsod gelbe ma 
chen. Günther 446. Die Amtfrau schlach 
tet ihm kein fettes Küchenkalb, er kriegt 
vom Monde nichts, auch nichts vom Kin 
delsode; ebd.392.— Redensarten: im Sode, 
im eignen Sode liegen: nach seiner ange- 
bornen Art, besonders in roher ungebil 
deter Art leben: es heisst ich läg im 
Sode und wäre nicht gewandt. Günther 
210; sie wachsen stets im eignen Sode 
und werden unter Rauch und Küche zur 
Niederträchtigkeit gewöhnt; ebd. 426. 
ein jeder Narr in seinem Sode; ebd. 1106. 
— Vgl. Frisch 2, 283; Schütze 4, 164. 
socken , sockern, schw. vb. auf Socken 
gehn , überhaupt gehn, in : absocken: 
sich auf die Strümpfe machen, abziehn : 
sock ab, oder ich werde dir heim 
leuchten. 
Sole, f. wie hd. — Schuhsole: fet 
tes Gebäck in Gestalt einer Schuhsole; 
es wird namentlich in Warta gut gebacken. 
Anderwärts heisst es Schusterjunge oder 
Afterkuchen.—s öle n sch w. vb. mit Solen 
belegen; versolen: einem das Loch 
versolen, ihn durchprügeln ; Schweiz, 
versollen, Stalder2, 377. 
Sommer , m. Ein Leben wie im Sommer: 
voll Lust und Wonne. — Sommer 
worte heissen unarticulirte Laute , die 
durch den Zusammenhang jedoch einen 
gewissen Sinn haben; z. B. hm, hm. Man 
gibt auf solches Wort die Entgegnung : 
das ist ein Sommerwort, da fliegen dir 
die Fliegen nicht in’s Maul (Reichenbach). 
— Hauptsächlich hat der Sommer hier 
seine Stelle durch den Empfang, den ihm 
die So in m e r kind er am Sommer 
sonntage (D. Laetare) bereiten. Kin 
der und hie und dort auch das Gesinde 
ziehn an diesem Tage mit Tannen 
zweigen oder kleinen Tannenbäumchen 
von Haus zu Haus und singen ihre S o in- 
merlieder. Die Sommer sind mit 
Bändern , Flittergold, bunten Eierscha 
len, Bildchen und Citronen geschmückt; 
das Hauptstück daran ist eine Kette aus 
gleich langen Strohhalmen und kleinen 
runden Tuchstückchen. Die Halme sind 
der Länge nach aufgezogen und werden 
durch die bunten Tuchfleckchen abge-
	        
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