90 seigen — Sommer. Bedeutung- Quellabfluss, sumpfig-e Wiese, (Schmidt westerwäldisches Idiot. 217 ; Weigand bei Haupt 6, 487); westfiil. Sipen (n.) quellenreiches Engthal; vgl. auch rhein. (Achen.) Sief: Ausguss,Gosse. — Ortsnamen mit - seifen kommen aus ser Schlesien noch vor in Hessen und um Trier und Sarlouis.; vgl. Weigand im Archiv fürhess. Geschichte VII, 296 ; Phil. Schmitt der Kreis Sarlouis.— Uber Seife als Metallwäsche: Frisch 2, 269. seigen, schw. vb. wie hd. — se i kern, sekern: durchseigen, z. B. den Quarg. — S e i g e r, m. rundes durchbohrtesBret mit einer Handhabe, auf welchem Kraut, KartolFeln u. dgl. durchgeseigt werden. Allgemeiner S u p penseiger : trichter förmiges Blechsieb zum seigen der Brühen. Seiger, Se ge r in.l)UhrjeglicherGrösse : Seigerlein(Schweinichen2,27), Hosensei ger : Taschenuhr;2)Stunde;Klösselseiger : Uhr Mittags, wo es Zeit ist die Klösse in zwölf den Topf zu tliun. Seigerstunde: Stunde; die erste Seigerstunde: ein Uhr. Die Stunde kommt und der Seiger läuft zum Ende. Günther 841. um 16 Uhr des ganzen seigers. Sclnvei- nichen 2, 98. um 20 uhr im ganzen seiger ibd. 179. — seigern, schw. vb. 1) vom gehn der Uhr : es segert uf zwelve; 2) die Uhr stellen. Auch oblaus., obsächs., kuhländ. — Seiger bezeichnet das im hangen (seigen) durch eigene Kraft sich bewegende : mhd. seigaere Wagebalken. Seiger ist ferner das Senkblei in der Wasserwage; seigern, ist da nach messen. In unserm Wort bezeichnet Seiger dem nach eigentlich den Perpendikel und da mit die Uhr. Es ging auch ins poln. über: zegar. seilen, schw. vb. binden: diess mensch sol solche not, sol solche grosse pein mir seylen auf den hals. Opitz 1, 272 (1629)Vgl. Schmellerö, 226. Zu trennen von siilen. Sende, f. nach Steinbach Binse, wie ahd. semida semido, mhd. semde, öster. Semde, Sebde. Mir ist es nur vorgekommen als 1) spanisches Röhrchen; namentlich in den Schulen höchst bekannt; 2) die Sehne oder Saite, die straff über das Spinnrad gezogen ist. Vgl. Bise. siche, sichte: solcher, vgl. meine Dia- lektforseh. 141. silier, sinder, adv. seit, seitdem ; ßerndt verzeiehnete es als zu seiner Zeit noch gebräuchlich, ebenso gibt es Anton 12,27 als noch jetzt in der Oberlausitz lebend an. Mir ist es nicht begegnet. Sider Fosnach sens zwe Jore, A. Gryph. gel. Dornrose. Wir suchten sider dem uns willigst einzustellen, A. Gryph. Gibeon. 668 ; sinder dem Fall, HofTmann Monat- schrift260. —Bei Logau 76 seither im Sinne von sider; heute der seit, der- sett. — ahd. mhd. sider, sint; obd. allgemein erhalten. Sie , Sine, f. das weibliche Thierchen; vgl. Dialektforsch. 138. silier, sitte r: solcher, jener; vgl. Dia lektforsch. 142. Söd, m. das ausgesottene: die Brühe,Suppe. Heute mir nicht begegnet, im 16 —18. Jht. liäulig zu trefFen : Ein koch giesst söder auf und senf daran, die dienlich für den grau. Logau 747. Herr, ich esse nicht nur sodt, es muss auch Heisch drinnen seyn. A. Gryph. Ilorribilicr. Ach Mutter soll ich denn das Schwarzsod gelbe ma chen. Günther 446. Die Amtfrau schlach tet ihm kein fettes Küchenkalb, er kriegt vom Monde nichts, auch nichts vom Kin delsode; ebd.392.— Redensarten: im Sode, im eignen Sode liegen: nach seiner ange- bornen Art, besonders in roher ungebil deter Art leben: es heisst ich läg im Sode und wäre nicht gewandt. Günther 210; sie wachsen stets im eignen Sode und werden unter Rauch und Küche zur Niederträchtigkeit gewöhnt; ebd. 426. ein jeder Narr in seinem Sode; ebd. 1106. — Vgl. Frisch 2, 283; Schütze 4, 164. socken , sockern, schw. vb. auf Socken gehn , überhaupt gehn, in : absocken: sich auf die Strümpfe machen, abziehn : sock ab, oder ich werde dir heim leuchten. Sole, f. wie hd. — Schuhsole: fet tes Gebäck in Gestalt einer Schuhsole; es wird namentlich in Warta gut gebacken. Anderwärts heisst es Schusterjunge oder Afterkuchen.—s öle n sch w. vb. mit Solen belegen; versolen: einem das Loch versolen, ihn durchprügeln ; Schweiz, versollen, Stalder2, 377. Sommer , m. Ein Leben wie im Sommer: voll Lust und Wonne. — Sommer worte heissen unarticulirte Laute , die durch den Zusammenhang jedoch einen gewissen Sinn haben; z. B. hm, hm. Man gibt auf solches Wort die Entgegnung : das ist ein Sommerwort, da fliegen dir die Fliegen nicht in’s Maul (Reichenbach). — Hauptsächlich hat der Sommer hier seine Stelle durch den Empfang, den ihm die So in m e r kind er am Sommer sonntage (D. Laetare) bereiten. Kin der und hie und dort auch das Gesinde ziehn an diesem Tage mit Tannen zweigen oder kleinen Tannenbäumchen von Haus zu Haus und singen ihre S o in- merlieder. Die Sommer sind mit Bändern , Flittergold, bunten Eierscha len, Bildchen und Citronen geschmückt; das Hauptstück daran ist eine Kette aus gleich langen Strohhalmen und kleinen runden Tuchstückchen. Die Halme sind der Länge nach aufgezogen und werden durch die bunten Tuchfleckchen abge-