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V. Abhandlung: Pollak.
einem gedeihlichen Ende zu kommen. 1 Geht man aber nicht
systematisch vor, sondern sucht man sich irgendein Thema
aus der überaus großen Zahl der unbearbeiteten Probleme
heraus, so wird man während der Arbeit doch hie und da
das abgesteckte Feld überschreiten müssen, denn die Beobach
tungen, die sich nebenher aufdrängen, werden oft großes Interesse
verdienen.
Ich habe nun die Tonhöhe für eine Reihe von Vokalen
untersucht, indem ich mich an die oben erwähnte Formel —
u _ tp
hielt. — ■ (= Geschwindigkeit, c) bildet eine Zahl, welche man
durch die Periodenlänge dividieren muß, um die Schwingungs
zahl für die betreffende Periode zu erhalten, u und p habe ich
stets in Viertelmillimetern gemessen. Die Messungen erfolgten
unter der Lupe. Bruchteile von Viertelmillimetern wurden
nicht mehr gemessen, sondern nur geschätzt, mitunter auch
ganz vernachlässigt.
Bei der verhältnismäßig großen Zahl von Dezimalstellen,
die ich stets berücksichtigte, kann der Rechnungsfehler gar
keine Rolle spielen. Dagegen muß der Ablesungsfehler, der
bei den Messungen Vorkommen mag, allerdings in Betracht
gezogen werden. Dieser fällt um so mehr ins Gewicht, je ge
ringer die Umdrehungsgeschwindigkeit der Aufnahmeplatte war.
Zur Bestimmung des Ablesungsfehler wurden alle Faktoren so
1 Die Zahl der mit objektiver Methode durchgeführten Arbeiten ist auf
diesem Gebiete noch gering. Die meisten wurden auch nicht mit der
Akribie gemacht, so daß die Tonhöhe jeder einzelnen Periode berück
sichtigt erscheint. Die Literatur bis zum Beginn unseres Jalirhundertes
findet man bei Scripture, Elements of Experimental Phonetics, vor
allem S. 62 ff. und 472 ff. (auch bei Sievers, Phonetik 5 , S. 305ff.). Be
sonders aufmerksam mache ich auf E. A. Meyer, Zur Tonbewegung
des Vokals im gesprochenen und gesungenen Einzelwort. Plionet. Stud.
Beiblatt zu der Zs.: Die neueren Sprachen Bd. X (N. F. Bd. IV) 1 ff-
Von den neuesten Arbeiten sind einige im 2. Bande von Eousselots
Principes de phouetique experimentale angeführt. Ich erwähne noch
Scripture, Researches in Experimental Phonetics. The Study of Speech
Curves. Washington, D. C. Carnegie Institution of Washington 44;
Scripture, Researches on the voice. The laryngoscope 1908; John G.
Mac Kendrik, Speech Curves. Nature LXXV S. 392ff.; Bruno Eggert,
Untersuchungen über Sprachmelodie. Zs. für Psychologie 1908. XLIX
218 ff. (vgl. auch den vorausgehenden Aufsatz Marbes).