Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 15. Band, (Jahrgang 1855)

Die Bevölkerungsverhältnisse Österreichs etc. 
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Zunahme derselben (0'4%) eingetreten. In den vier zuerst genannten 
Ländern hatte die Sterblichkeit im vorigen Jahrhundert die höch 
sten Stellen unter den übrigen Provinzen eingenommen, und es 
erscheint die Abnahme der Mortalität in neuerer Zeit als ein günsti 
ges Zeichen für die Verbesserung der socialen Zustände, während in 
Tirol und Oberösterreich, wo die Sterblichkeit sich schon früher in 
ein günstiges Verhältnis gestellt hatte, ungeachtet der mit dem 
Fortschreiten der Civilisation eingetretenen Verbesserung der Lehens 
verhältnisse, eine Ausgleichung in minderem Masse stattfinden 
konnte. 
Die Sterblichkeitszahl steht mit der Geburtszahl in unmittel 
barem Zusammenhänge; eine grosse Sterblichkeit bedingt gleichfalls 
eine grosse Reproduction, wie sich dies namentlich in Mähren und 
Schlesien bemerkbar macht, während sich das umgekehrte Verhältniss 
in Kärnten und Tirol zeigt. 
Aus diesem Grunde geht auch die Abnahme der einen Zahl mit 
jener der anderen Hand in Hand und man sieht dort, wo die eine den 
grössten Wechsel zeigt, auch die andere die grösste Veränderung 
erleidet, wie sich dies namentlich in Mähren und Schlesien aus 
prägt. Diese gegenseitige Abnahme liefert das beste Zeugniss für 
die Verbesserung der Lebensverhältnisse in neuerer Zeit; denn es 
werden gegenwärtig verhältnissmässig weniger Kinder geboren, 
diese aber durch bessere Pflege länger am Leben erhalten, was sich 
aus der Abnahme der Kindersterblichkeit *) in neuerer Zeit erkennen 
lässt, welche besonders in Mähren und Böhmen ihren höchsten Aus 
druck erreicht. Nur in Steiermark, Kärnten und Oberösterreich 
macht sich in der neueren Zeit eine grössere Kindersterblichkeit 
bemerkbar, woran jedenfalls die grosse Zahl der unehelich Gebore 
nen, welche häufiger und früher als die ehelichen dem Tode anheim 
fallen, Schuld trägt, was zugleich die nachtheiligen Folgen welche 
ein solches Geburtsverhältniss mit sich bringt, ersehen lässt. Die 
für Niederösterreich geltenden Zahlen können wegen der anomalen 
Bevölkerungsverhältnisse von Wien zu Folgerungen weniger Anlass 
gehen. 
1 ) Die Sterblichkeit der Kinder unter einem Jahre wird erst seit dem Jahre 1806 beson 
ders nachgewiesen.
	        
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