Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 15. Band, (Jahrgang 1855)

Die alt-christlichen Baudenkmäler Constantinopels von Salzenberg. 339 
welcher derselben den Aufsatz über die Versorgung der Stadt 
Constantinopel mit Wasser und die öffentlichen Brunnen daselbst, 
und eine so getreue Abbildung der dortigen Fontainen geliefert hat, 
sich auch mathematisch mit den Suterafü beschäftigen werde. 
Derselbe hat der Bauzeitung so eben ein halbes Hundert von Bau- 
Zeichnungen aus allen Gegenden der Levante eingesandt, welche 
den treuesten Begriff von dem Äusseren und Inneren der moslimischen 
Häuser, und insbesondere von ihrem Klosterbau geben, welcher ganz 
gewiss so wie der Bau von Moscheen, welche vormals christliche 
Kirchen, bis in die byzantinische Zeit hinaufreicht. 
Nun noch zum Schlüsse ein Paar Worte über die Baukunst der 
christlichen Kirchen überhaupt. 
In den ersten Zeiten des Christenthums behalfen sich die 
Bekenner der neuen Beligion mit den römischen Basiliken, deren 
Form keinen Raum für so viele nothwendige Gemächer des späteren 
christlichen Cultus für das Diakonikon, Baptisterion u. s. w. bot. 
Der christliche Kirchenbau blühte erst in Byzanz auf und die 
Aja Sophia mit ihrer wunderbaren Kuppel welche das Weltall vor 
stellt, dessen Herr unter derselben angebetet wird , blieb in jedem 
Sinne das Höchste des christlichen Kirchenbaues. 
Im siebenten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung entstand 
aus der Vermischung der byzantinischen Baukunst mit der persischen 
die arabische, deren Meisterwerke sich in Syrien und Andalus 
erhoben und die sich in England, Frankreich und Deutschland zur 
sogenannten gothischen ausbildete; die Kuppel, das Hauptmerk 
mal der byzantinischen Baukunst wurde von dem Araber bald in die 
Gestalt der Birne, bald in jene des Zwiebels, bald in die des Palmen 
kohls umgeformt; nebst dem Spitzbogen waren die Minarete das 
Eigenthümliche des arabischen Moscheenbaues, diese haben mit den 
späteren christlichen Glockenthürmen Nichts gemein und sind aus den 
Pfeilern entstanden, welche vor syrischen Tempeln aufgepflanzt stan 
den, und die später christlichen Stylobaten zum Aufenthalte dienten. 
Was die Zeit der Renaissance oder des Rococo aus den 
christlichen Glockenthiirmen gemacht (Zahnstocher oder Butten) ist 
leider noch überall zu sehen 4 ). 
1 ) Höchst geschmacklos und widerwärtig sind die spindelartigen Thiirmchen auf das 
Dach der neuen Kirche von Altlerchenfeld aufgesetzt, wo sie ohne allen Zweck Rauch- 
fiinge oder Windfänge zu sein scheinen.
	        
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