VI. Abli.: Stalzer. Dio Eeichenauer Glossen der Handschrift Karlsruhe 115. 1
VI.
Die Eeichenauer Glossen der Handschrift
Karlsruhe 115.
Herausgegeben und erklärt
von
J. Stalzer.
(Vorgelegt in der Sitzung am 6. Dezember 1905.)
A.dolf Holtzmann, der die Reichenauer Glossen entdeckte,
gab auch zuerst eine Auswahl in der Germania VIII, S. 404 ff.
im Jahre 1863 heraus. Ein Jahr darauf nahm Diez Einsicht
in die Handschrift. Er vermehrte die Auswahl von Holtz-
mann und stattete sie mit Erklärungen aus. Seine Arbeit, die
auch die Kasseler Glossen einbegreift, erschien unter dem
Titel ,Altromanische Glossare berichtigt und erklärt 4 in Bonn
1865. Holtzmann wie Diez maßen dem Denkmal große Wich
tigkeit bei. Die französische Übersetzung von G. A. Bauer,
Paris 1872, mit den Anmerkungen von G. Paris war mir nicht
zugänglich. W. Förster druckte an erster Stelle in seinem im
Verein mit Koschwitz herausgegebenen Altfr. Übungsbuch etwa
ein Viertel der Glossen ab. Hier sind auch zum Teil die
Lesungen von Diez berichtigt. Trotz der von mehreren Seiten
anerkannten Wichtigkeit des Denkmals sind die Arbeiten, die
sich darauf beziehen, recht spärlich, wie das Verzeichnis bei
Förster, Altfr. Übungsb. 2 zeigt. 1 Förster hat bis jetzt sein
Versprechen, den Rest der Glossen herauszugeben (s. die Vor
rede zur zweiten Auflage seines Buches), nicht erfüllt. Seinem
Urteil, daß der noch nicht veröffentlichte Rest für die romanische
Sprachgeschichte ohne Belang ist, wird man ohne weiteres zu
stimmen können. Doch glaube ich, daß eine richtige Einschätzung
des Denkmales nur möglich ist, wenn es vollständig bekannt
1 Hinzuzufügen ist: Kluge, Pauls Grundriß der german. Philologie I 2
S. 332, der allerdings nur auf die germanischen Bestandteile eingeht;
Kögel, Gesch. der deutsch. Lit. I, 2, S. 424 f.
Sitzungsber. d. phil.-liist. Kl. CLII. Bd. 6. Abh. 1