Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 148. Band, (Jahrgang 1904)

2 III. Abhandlung: Zingerlo. 
Entstehungsursachen immer anschaulicher nachgewiesen, aber 
hier führt kein Wort in geringer oder auch etwas größerer 
Entfernung auf die Veranlassung einer derartigen Silben 
einschiebung. Zudem könnte auch der Gegensatz ab effusa 
licentia darauf hinweisen, daß im iunctam doch noch immer 
eine Zugabe zu disciplinavi militarem stecken dürfte. leb 
vermute ita ad (in)iunctam; Livius gebraucht das Wort in- 
iungere sehr gerne, namentlich auch in übertragener Bedeu 
tung ,auferlegen', ,zur Pflicht machen', z. B. in Verbindung 
mit rnunus III, 35, 7; mit onus XXVI, 35, 9; mit laborem 
V, 4, 3; mit legem II, 43, 3, wozu in der Anmerkung von 
Weißenborn - H. I. Müller hübsch auf ähnlichen Gebrauch 
aufmerksam gemacht und ein Hinweis auf III, 67, 9 (scita 
plebis iniuncta patribus) angefügt wird. Daß, um auf unsere 
Stelle zurückzukommen, die früher in effusa licentia Schwel 
genden die disciplina nicht freiwillig auf sich nahmen, sondern 
daß ihnen dieselbe vom Befehlshaber auferlegt wurde, ist 
ohnehin so ziemlich klar. Aber gerade die Hervorhebung, 
daß derselbe trotzdem die Soldaten von ihrer völligen Zügel 
losigkeit zu der ihnen wieder aufgebürdeten strengen Zucht 
zurückgebracht habe, scheint im ganzen Zusammenhänge gut 
passend. Paläographisch ist die Begründung ungemein nahe 
liegend. Wie leicht die Silbe in vor iunctam ausfallen konnte, 
ist ebenso durch die bekannten Verhältnisse unserer Hand 
schrift 1 wie durch verwandte anderer Überlieferungen be 
glaubigt. Man vergleiche z. B. meine philologischen Abhand 
lungen IV, S. 32, wo ich an der früher so verschieden be 
handelten Stelle Ovid Metam. IX, 711 meine nahe liegende und 
seitdem allgemein anerkannte Emendation inde incepta (hs. in- 
decepta) begründete. 
2, 10: iniugü || cambuniorummontiumuolusta || naipsiuocant- 
x.milialeuisarma\turaeiuuenumcumduceasclepio\dotomittit; daß 
hier in dem Worte iuuenum ein Verderbnis vorliegen müsse, 
hatte schon Crevier erkannt, welcher die Alternative stellte, 
1 Buchstaben- und Silbenauslassung begegnet auch in diesem Buche 
häufig; vgl. z. B. nur aus den ersten Kapiteln 5, 9 exspirato st. ex in- 
sperato; 6, 4 no\\consultam st. non inconsultam; 6, 11 pösitum st. inpositun; 
27, 3 uiolato st. inuiolato; 2, 11 poluerat st. pedudem erat; 3, 6 tebatur st. 
tenebatur; 5, 1 inerrabilis st. inenarrabüis u. s. w.
	        
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