Romanische Etymologieen. II.
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mischte. Daran schliesst sich cocula (-us) in der Bedeutung
,Holzkugel' (zum Spielen) u. s. w.: altvenet. cuogola, cugola
(Mussafia Beitr. S. 48), mlat. (Riva, 13. Jahrhundert) cugula, cu-
golla,,Spielkugel', lad. (gredn.) codla, (abt. enneb.) cogora, ,Kegel-
► kugel', ,Kugel' im Allgemeinen (cogore,,rollen'), cremon. cggoulct,
mant. cugola, ,Truccokugel £ (so mant. nach Arrivabene, ,Ball
beim Schlagballspiel' nach Cherubini), cremasch cggoi, ,Kegel
spiel', abruzz. cqchele w., ,boccia' (auch ,Kniescheibe', wie friaul.
cocule), agnon. cuoccla, ,palla', kal. (regg.) cocula, ,Kegelkugel',
tar. cocla, ,Holz- oder Eisenkugel zum Spielen', jeder runde
Gegenstand' (Dem. cuculecchia), siz. cocula, ,boccia', stidsard.
coccoroni, ,Ball', ,Kugel'. Ich bin geneigt das deutsche Kugel,
das erst im Mhd. auftaucht und noch nicht etymologisch fest
gelegt ist, auf dieses romanische Wort zurückzuführen; die von
Kluge angegebenen rheinischen Formen Klugei, Krugei (vgl.
unten S. 27 .^clocula-, slow, krggla, kroat. krugl(j)a, ,Kugel'
sind hier von keinem Belang, da sie sich offenbar an krgg,
krug, ,Kreis' anlehnen) bestärken mich darin. Die für ital.
cgccola schon erwähnte Bedeutung ,Kopf', ,Schädel' ist in den
verschiedensten Gegenden bekannt, so romagn. cocla, lecc.
cöccalu (vgl. my.y.aXog), tar. coccoro-, so auch, durch Verbindung
mit chiereca, ,Tonsur', neap. chierecuoccolo. Da wir den Ueber-
gang von ,Schneckenhaus' zu ,Scherbe' auch sonst finden, so
dürfen wir unser Kachel, ahd. kahhala auf cochlea beziehen;
vgl. tar. caccolo neben caccavo, ,Art Kessel' } caccabus. Aus
der kegelförmigen Zuspitzung der Schnecke erklärt sich ihre
Uebertragung auf ,Spitze', ,Gipfel', wie sie in sard. cuccuru,
cuccuruddu (jenes auch,Scheitel des Kopfes'; süds. cuccurucciu,
-udu, ,bauchig', ,gewölbt', ,kuppelhaft 1 ) vorliegt, sowie in port.
cucuruto, -a (vgl. ast. cuguruta, ,coeorota‘ [?], ,coronilla‘); so auch
piem. (nach Zalli) cocola, (alb.) cugula, ,Kuppel'. Vielleicht ist
hierher zu ziehen tar. cucuruzzo, ,Brodranft‘ (= ital. cocuzzolo
del pane) als ,Spitze' des Brodes; es mag aber auch als ,Kruste'
des Brodes (vgl. S. 30) gedeutet werden; vgl. im erstem Falle
t sard. cugurista, cogorosta, (süds.) chighirista, ,Hahnenkamm',
wo sich crista, und im andern Fall sard. (bit.) coccorosta,
,Kruste', wo sich crosta eingemischt hat. Wenn aber E.-G.
Parodi Rom. XVII, 59 port. cogulo, gal. cugulo, ,Uebermass'
(davon port. cogular, ,über den Rand voll machen') mit * coccülo
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