Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 138. Band, (Jahrgang 1898)

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IV. Abhandlung: v. Zeissberg. 
weniger als steif. Er verwendete Sorgfalt auf seinen Anzug, 
so dass sein Aeusseres den Ausdruck stattlicher Ritterlichkeit 
mit einer Anmut vereinigte, die als Widerschein seines Innern 
bei der ersten Annäherung gewann. Ein Militär und Cavalier von 
wissenschaftlicher Bildung, gebot er über drei Sprachen, die er 
mit gleicher Ungezwungenheit, mit gleicher Gewandtheit im 
mündlichen und schriftlichen Ausdruck zu handhaben verstand. 1 
Crossard, der sich damals um eine Anstellung in der 
österreichischen Armee bewarb und anfangs von Bellegarde 
ablehnend beschieden wurde, sagt von ihm: ,Voll tiefer poli 
tischer und militärischer Kenntnisse und ohne Zweifel in diesen 
beiden Beziehungen einer der ausgezeichnetsten Männer seiner 
Zeit, hat ihm die Natur Alles verliehen, was den Staats-, Hof- 
und Kriegsmann bildet.' 2 Und der sonst allerdings berüchtigte 
Montgaillard, dessen Zeugniss aber in diesem Falle ganz un 
verdächtig ist, bemerkt: ,Er war ein geschickter und politisch 
gebildeter Officier, ein sehr loyaler Charakter, der Umstände 
und Dinge richtig, beurtheilte. Ich werde diesem General stets 
jene Achtung und jenen Respect bewahren, welche der Ehren 
haftigkeit, der Strenge der Grundsätze, seinen Talenten und 
seiner Lebensführung gebühren.' 3 
Doch hei all’ diesen trefflichen Eigenschaften hatte auch 
Bellegarde seine Gegner. ,Es ist unglaublich,' bemerkt Marie 
Christine, ,wie viele Feinde er hier hat, zumal die Partei 
Clörfayt’s.' 4 Aber auch der Prinz Coburg hatte von ihm eine 
üble Meinung. 5 Werneck und Kolowrat galten als seine Wider 
sacher. 6 Als sich im Publicum das Gerücht verbreitete, dass 
der Kaiser Bellegarde ein Gutachten über den bevorstehenden 
Feldzug abverlangt habe, gab dies zu dem übelwollenden 
Gerede Anlass, er arbeite mit dem Minister an einem Ope 
rationsplane ohne Wissen Clerfayt’s und ohne dass dieser zu 
1 Helfert, Freili. v., 1814. Ausgang der französischen Herrschaft in Ober 
italien u. s. f., in: Archiv für österr. Geschichte LXXVI, 477 ff. 
2 Crossard, Memoires militaires I, 186. 
3 Montgaillard, Memoires secrets 105. 
4 Maria Christine an den Kurfürsten von Cüln, ce 22 fdvrier 179G. 
3 Grimm an Katharina II. A Grimma. Gotha, ce mercredi, 28 mai (8 juin) 
1796 im Sbornik XLIV, 724. 
B (Dietrichstein) an (Bellegarde). Vienne, le 15 juin 1796. Or. eig.
	        
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