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IX. Abhandlung: v. Sickel.
gleich an den uns nahe liegenden Beispielen aus der Zeit des
Concils aus.
Als G-eheimsecretär Pius IV. nannte ich schon Ptolomeo
Galli. 1 Aus Como gebürtig, diente er zuerst einem Mons. Garim-
berto, dann dem Cardinal Medici, welchen er als Secretär in das
Conclave von 1559 begleitete, und von welchem er noch vor der
am 6. Jänner 1560 erfolgten Krönung unter die päpstlichen
Secretäre aufgenommen wurde. Schon nach wenigen Wochen
wird er diesen Allen als secretarius intimus vorangestellt. Offen
bar hat Carga ihn im Auge, wo er die Stellung des Geheim-
secretärs mit der andrer Secretäre vergleicht, wobei er allerdings
noch von der Unterordnung unter den Cardinalnepoten absieht.
Jener hat mit den Secretären die Tracht eines Protonotars, den
Titel eines Hausprälaten, den Genuss aller dem Collegium der
Secretäre zuerkannten Ehren und Privilegien gemein, hat aber
vor ihnen allerlei Rechte voraus. Er wohnt ununterbrochen in
der Nähe des Papstes, während sie in ihren Häusern wohnen
und im Palast nur das gemeinsame Arbeitslocal haben. Er hat
jederzeit Zutritt zu dem Papste und besitzt dessen Ohr; sie gar
nicht oder doch nur wenn sie zu bestimmten Stunden gerufen
werden. Er allein und für sich allein besorgt die geheimen Ge
schäfte des Papstes und der Kirche; sie dagegen haben zumeist
nur die gewöhnlichen laufenden Geschäfte und zwar collegialiter
zu erledigen. Er empfängt seine Aufträge aus dem Munde des
Papstes und führt viele derselben kraft der Autorität des Papstes
mündlich aus; sie erhalten sie schriftlich behufs Erledigung auf
dem gewohnten Wege. Ihm stehen viele vom Papst besoldete,
aber ganz von seinem Willen abhängige Schreiber und Diener
zur Verfügung; ihnen helfen nur die Scriptoren der Breven.
che rivedesse et sottoscrivesse tutto quello che egli da se legitime poterat
expedire. — Ich übergehe hier, was Carga unmittelbar zuvor berührt,
dass auch die Errichtung der Consulta der Autorität der Geheimsecretäre
Abbruch gethan hat, weil diese Schmälerung erst unter Gregor XIII. be
gonnen hat. Auf diese Zeit will ich hier nicht weiter eingehen, als ich
es in der zweitfolgenden Note zu thun genöthigt bin.
1 So unterfertigt er sich. — Um nicht mit Citaten zu ermüden, bemerke
ich hier ein für alle Male, dass ich die biographischen Notizen zumeist
aus den Röteln der Päpste schöpfe, zuweilen auch aus den von Alberi
veröffentlichten Relationen der venetianisclien Oratoren.