Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 127. Band, (Jahrgang 1892)

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III. Abhandlung: J. Müller. 
Das Missverständniss wäre unmöglich gewesen, wenn das 
Gedankenverhältniss: ,der (zwar) des Einen mehr, des Anderen 
weniger sich annimmt, (aber) jeglichen Theil des Gemeinwesens 
wie seinen eigenen pflegt' auch äusserlich angezeigt wäre durch 
sed, oder wenn auch nur beide Satzglieder unter einem Verbum 
vereint wären, also tuetuv fehlte. Aber nicht selten unterlässt 
es Seneca dem Verständnisse des Lesers durch Partikeln ent 
gegen zu kommen und besonders sind es die Adversativpartikeln, 
die er gerne erübrigt, auch wo sie nicht ersetzt werden durch 
einigermassen scharf hervortretende Antithesen. So Dial. 4, 3, 4 
Putavit se ciliquis laesum, voluit ulcisci, dissuadente cdiqua causa 
statim resedit: hanc iram non voco etc. Vor dissuadente wäre sed 
ganz wohl am Platz. 3, 10, 2 Non potest hie animus fidele otiurn 
capere, quatiatur necesse est fluctueturque, qui malis suis tutus 
est, qui fortis esse nisi irascitur non potest. Wenn sed vor qua 
tiatur stünde, würde die Beziehung des Relativums qui auf hic 
animus klarer sein. 1, 2, 4 Scias licet idem (sc. quod athletae 
faciunt) viris bonis esse faciendum, ut dura ac difficilia non re 
formident nec de fato querantur, quidquid acciclit boni consulant, 
in bonum vertant. Koch wollte sed vor quidquid einschieben. 
II, 7, 1: ,At quare non ignoscetP Vacuam constituamus 
nunc quoque, quid sit venia, et sciemus dari illam a sapiente 
non debere. Dass sich dieser Anfang eines neuen Capitels auf 
Cap. 5, 2 beziehe und hier die Behandlung des zweiten Punktes 
obicitur illi (sectae Stoicorum), quod sapientem negat ignoscere 
beginne, hat Gertz p. 283 richtig auseinandergesetzt und damit 
nicht blos die Verbesserungsversuche der älteren Editoren als 
missglückt erwiesen, sondern auch Madvigs (Adv. crit.II, p. 431) 
Zweifel über die Beziehung von quoque gelöst. Aber was Gertz 
für das verdorbene uaeuä vorschlägt: vagam rem, ist, abgesehen 
von der ungehörigen Stellung, sachlich nicht zutreffend; denn 
die sofort folgende Definition ist höchst einfach: Venia est poenae 
nieritae remissio und § 3 venia debitae poenae remissio est. 
Hält man sich gegenwärtig, dass die Schrift nicht bloss 
dem Nero gewidmet ist, sondern dass Seneca seine Erörterungen 
auch durchweg an die Person Neros richtet, 1 und erinnert 
1 So I, 5, 1; 6, 1; 8, t; 9, 1 ; 10, 1; 11, 1-3; 19, 9; 21, 4; 23, 1—2; 24, 1. 
II, 1, 1; 2, 1—3; 6, 4.
	        
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