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IV. Abhandlung: v. B er gor.
lassen, als die Annahme, dass unsere Seelen und die der
Thiere wesensgleich wären, und wir daher nach diesem Leben
nicht mehr zu fürchten und zu hoffen hätten als Fliegen und
Ameisen. Man braucht nur auf die wüsten ethischen Folge
rungen hinzuhören, mit welchen heute die Pöbelphilosophie als
mit angeblichen Consequenzen aus Theorien, welche das Thier
und den Menschen als Verwandte betrachten, den Markt über
schwemmt, um zu begreifen, was Descartes wollte. Dummer
Menschendünkel gegenüber dem Thier lag ihm so ferne, als
der gemeine Adelshochmuth echten Aristokraten liegt. Doch
wusste er, dass es verderblich sei, wenn Leute, denen ,Thier'
ein Schimpfwort ist, den Menschen wissenschaftlich als ein
Thier bezeichnen hören und nicht nur Andere, sondern auch
sich selbst im Inneren als Thiere betrachten. Dass im Grunde
aus dem Satze, der Mensch sei ein Thier, gar nichts folge,
vermögen rohe Köpfe nicht einzusehen. Descartes seihst wäre
auch nicht darauf verfallen, Missbrauch und Misshandlung der
Thiere durch die Zweifelhaftigkeit ihrer Bewusstheit zu recht-
fertigen. Er hätte nicht, wie es Malebranche nachgesagt wird,
eine ihm freundlich wedelnd entgegenkommende trächtige
Hündin durch einen rohen Fusstritt zum kläglichen Aufheulen
gebracht und auf den Vorwurf seines Begleiters mit philoso
phischer Geckenhaftigkeit erwidert: ,Wissen Sie denn nicht,
que cela ne sent pas?‘ Diese praktische Consequenz wider
sprach der in derselben Schrift über/ die Methode enthaltenen
Sittenregel, durch seine theoretischen Zweifel sein praktisches
Verhalten nicht beeinflussen zu lassen.
Dass Körper existiren, sagt Descartes, ist nicht unmittel
bar gewiss, sondern nur wahrscheinlich. Dass, wenn die
Körper nicht sind, auch die psychischen Phänomene wegfallen,
welche wir mit anderen Körpern so verbunden denken wie
die unseligen mit unserem Körper, scheint mir unbestreitbar.
Das Dasein der Thierseelen wird also von dem Zweifel am
Dasein der körperlichen Aussenwelt mit in Zweifel gezogen.
Doch wäre es ganz falsch, diesen Zweifel an der Thierseele
mit jenem, den Descartes in der Schrift über die Methode ge-
äussert hat, zu verwechseln. Dieser bliebe bestehen, auch wenn
es gewiss wäre, dass Körper sind. Doch hat Descartes, indem
er ihn aussprach, die Thierseele so wenig geleugnet, als er