Die Geschichte von den sieben Weisen bei den Slaven.
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Wenn wir die zahlreichen Missverständnisse überblicken
und die vielen stylistischen Unbeholfenheiten der Schreiber in
Erwägung ziehen, so werden wir den Unwillen eines Lesers
begreiflich finden, der in P 2 54 v folgendes angemerkt hat:
HHca.iT. ciro KHHrv mvjkhki>.
Ueber die Beliebtheit des Werkes in Bussland.
Für die grosse Verbreitung des Werkes in Russland
spricht schon die grosse Anzahl der vorhandenen Handschriften,
die zum Mindesten noch ebenso viel verlorene voraussetzen.
Ich kann zwar nicht statistisch genau bestimmen, welche Stelle
die Geschichte der sieben Weisen unter den anderen stark
verbreiteten Werken (Alexandreide, Bova koroleviö u ä.) ein
nimmt, da die Anzahl der Handschriften dieser Werke immer
noch wächst (Pypin kannte von unserem Werk erst 13 Hand
schriften!), aber eines ist gewiss, dass sie zu den beliebtesten
Erzeugnissen der russischen Literatur des 17. und 18. Jahr
hunderts gehörte. Das ist auch leicht begreiflich, denn der
Boden für dieses weiberfeindliche Werk war in Russland
gründlich vorbereitet. Die Frau nahm ja daselbst bis auf
Peter den Grossen fast diejenige Stellung ein, die ihr bei den
orientalischen Völkern beschieden war und ist. Die , Bosheit
der Frauen 1 gehörte zu den Lieblingsthemen der alten russischen
Literatur. Auch in unseren Handschriften befinden sich neben
den sieben Weisen Basilius des Grossen ,Slovo o zlych zenach,
(in T ( ) und ,Pouöem>e otca k synu o zenskoj zlobe (C, T),
0, ausserdem enthält O noch zwei kleine misogyne Artikel).
Letzteres Werk, das unter dem Titel ,Gespräch des überaus
weisen und kinderfreundlichen Vaters mit dem Sohne 11 bekannt
ist, ist wahrscheinlich nur die russische Bearbeitung irgend
eines abendländischen Tractats und wiederholt im Grunde ge
nommen nur dasjenige, was schon als ,Slovo o zlych zenaeh 1
im Zlatostruj des bulgarischen Caren Simeon, in dem russischen
Sbornik Svjatoslava und im Slovo Daniila Zatocnika bekannt
war. 2 Wenn darin auch Beispiele aus der Bibel und anderen
' Herausgegeben in den Pamjatniki star. russkoj literatury, St. Petersburg
1860. I. II, p . 461—470.
- A. N. Veselovskij in Galachov’s Istorija russkoj slovesnosti I 2 442.