Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 122. Band, (Jahrgang 1890)

Die Geschichte von den sieben Weisen bei den Slaven. 
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Wenn wir die zahlreichen Missverständnisse überblicken 
und die vielen stylistischen Unbeholfenheiten der Schreiber in 
Erwägung ziehen, so werden wir den Unwillen eines Lesers 
begreiflich finden, der in P 2 54 v folgendes angemerkt hat: 
HHca.iT. ciro KHHrv mvjkhki>. 
Ueber die Beliebtheit des Werkes in Bussland. 
Für die grosse Verbreitung des Werkes in Russland 
spricht schon die grosse Anzahl der vorhandenen Handschriften, 
die zum Mindesten noch ebenso viel verlorene voraussetzen. 
Ich kann zwar nicht statistisch genau bestimmen, welche Stelle 
die Geschichte der sieben Weisen unter den anderen stark 
verbreiteten Werken (Alexandreide, Bova koroleviö u ä.) ein 
nimmt, da die Anzahl der Handschriften dieser Werke immer 
noch wächst (Pypin kannte von unserem Werk erst 13 Hand 
schriften!), aber eines ist gewiss, dass sie zu den beliebtesten 
Erzeugnissen der russischen Literatur des 17. und 18. Jahr 
hunderts gehörte. Das ist auch leicht begreiflich, denn der 
Boden für dieses weiberfeindliche Werk war in Russland 
gründlich vorbereitet. Die Frau nahm ja daselbst bis auf 
Peter den Grossen fast diejenige Stellung ein, die ihr bei den 
orientalischen Völkern beschieden war und ist. Die , Bosheit 
der Frauen 1 gehörte zu den Lieblingsthemen der alten russischen 
Literatur. Auch in unseren Handschriften befinden sich neben 
den sieben Weisen Basilius des Grossen ,Slovo o zlych zenach, 
(in T ( ) und ,Pouöem>e otca k synu o zenskoj zlobe (C, T), 
0, ausserdem enthält O noch zwei kleine misogyne Artikel). 
Letzteres Werk, das unter dem Titel ,Gespräch des überaus 
weisen und kinderfreundlichen Vaters mit dem Sohne 11 bekannt 
ist, ist wahrscheinlich nur die russische Bearbeitung irgend 
eines abendländischen Tractats und wiederholt im Grunde ge 
nommen nur dasjenige, was schon als ,Slovo o zlych zenaeh 1 
im Zlatostruj des bulgarischen Caren Simeon, in dem russischen 
Sbornik Svjatoslava und im Slovo Daniila Zatocnika bekannt 
war. 2 Wenn darin auch Beispiele aus der Bibel und anderen 
' Herausgegeben in den Pamjatniki star. russkoj literatury, St. Petersburg 
1860. I. II, p . 461—470. 
- A. N. Veselovskij in Galachov’s Istorija russkoj slovesnosti I 2 442.
	        
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