Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 121. Band, (Jahrgang 1890)

Die Aussprache des Visarga. 
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mit Hilfe datirter Inschriften in denen die beiden Laute Vor 
kommen, könnte Klarheit schaffen. 
Ebenso misslich steht es um das historische Verhältniss 
des s zu den beiden Stellvertretern des Visarga. Nehmen wir 
beispielshalber das Wort äyuspatni. Diese Form hat es in 
der Saiiihitä; im Padatext finden wir dafür äyuspatnl ity äyuli 
— patni. Whitney (Ath. Prät. p. 222, n.) macht dazu die Be 
merkung, dass in dem letzteren Falle das s nur ein Versuch 
sein dürfte, den Upadhmäniya auszudrücken, eine Vermutkung, 
die ihre Bestätigung darin findet, dass in Inschriften und alten 
Handschriften der labiale Spirant durch ein dem s sehr ähn 
liches Zeichen ausgedrückt zu sein scheint. Welches ist nun 
das historische Verhältniss der vier Laute s, s, cp, li in dem 
citirten Beispiel? Wir stehen hier abermals vor einem Pro 
blem, das auf Grund physiologischer Erörterungen nicht gelöst 
werden kann und vor Allem eine Untersuchung über die Aus 
sprache und das Entstehen des s erfordert. Vielleicht ist es 
nicht ohne Bedeutung, dass der Commentar des Väjasaneyi 
Prätisäkhya in einem Sütra, wo es sich um die beiden Stell 
vertreter des Visarga handelt (IV, 100), nur Beispiele anführt, 
in denen a (ä) vorhergeht. 
Zum Schlüsse will ich nicht unterlassen, darauf aufmerk 
sam zu machen, dass in den romanischen Dialekten, die eine 
ähnliche Schwächung des s zu h von Verschlusslauten kennen, 
wie sie in der indischen Entwicklung des Visarga vorliegt, 
keine Mittelstufen zwischen den beiden Lauten vorzukommen 
scheinen. In zwei Elegien des Vatican aus dem 13. Jahrhun 
dert, die in französischer Sprache, aber mit hebräischen Buch 
staben geschrieben sind, finden wir die Worte ,meschief' und 
,esgaree‘ und (A. Darmesteter, Romania III, 
473), den Zischlaut also durch ein Aleph wiedergegeben. 1 Dar 
mesteter maeht ausserdem auf die Aussprache ahne für ,äne‘ 
in Ostfrankreich aufmerksam, mit dessen h für altes s das 
bergamaskische cahtel für ,castello‘ (Lenz, K. Z. 29, 55) und 
die Formen bahton (bäton), vehco (eveque), vehpre (vepre) etc. 
des Dialektes von Val Soana (Nigra, Arch. glottol. III, 1 ff.) 
zusammenstimmen. Inwieweit diese romanischen Parallelen, 
1 Oder soll N’ blos den e-Laut ausdrüeken?
	        
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