Studien zur vergleichenden Culturgeschichte.
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Ganz bestimmt tritt cler rituelle und religiöse Gedanke
bei den zwei Hügeln Safa und Marwah im Stadtbezirke von
Mekka hervor.
Dass beide schon vor dem Islam als heilige Stätten be
trachtet wurden, erhellt aus den Traditionen mit voller Sicher
heit. Nach einer sehr gut verbürgten Nachricht 1 waren Marwah
und Safa zwei Cultstätten des Heidenthums, die man desshalb,
als der Islam siegte, meiden zu sollen glaubte. Die Bewohner
von Medyna (Aus und Chazrag) hatten, als sie noch Heiden
waren, die Gewohnheit, zur Göttin Almanät auf dem Hügel
Moshallal zu pilgern. Nachdem sie aber die Andacht bei der
Alwanät verrichtet hatten, pflegte man sich zu den beiden
Hügeln Safa und Marwah zu begeben, um dort zu beten. Nach
anderen Berichten hingegen 2 hielt man es nicht für recht,
wenn man zur Almanät gepilgert war, noch Safa und Marwah
zu besuchen. Als nun der Islam kam, entstanden Zweifel
darüber, ob man, wie früher im Heidenthum, noch die beiden
Hügel besuchen dürfe oder nicht. Um diesen Bedenken ein
Ende zu machen, verkündete der Prophet folgenden Koran vers
(Sur. 2, 153): ,Fürwahr die Safa und die Marwah sind
Cultusstätten Gottes, und wer zur Kaaba pilgert oder
die kleine Wallfahrt ('omrah) verrichtet, dem ist es
keine Sünde, wenn er sie verehrt.' — Aber nach einer
anderen Lesart lautet der letzte Theil: ,wenn er sie nicht
verehrt.'
Ich lasse hier den Text der Tradition folgen: Mälik 'an
Hisam ibn 'Orwah 'an ’abyhi innaho käla kolto li'äisata omm
ilmu’minyna wa ’anä jauma’idin hadyt olsanni ’ara’aiti kaulal-
lähi tabaraka wa ta'älä ’inn alsafä walmarwata min sa'äirillähi
faman hagg albaita ’aw-i'tamara falä gonäha 'alaihi 'an jat-
tawwafa bihimä fama 'alalragoli sai’on ’in lä jattawwafa bihimä
fakälat 'äisato kallälan kana kamä takulo lakänat falä gonäha
'alaihi ’an lä jattawwafa bihimä.
Man sieht also, dass der Prophet keineswegs ein beson
deres Gewicht darauf legt, dass man die alten Cultorte be-
1 Bei Bochäry und Moslim.
2 Tradition bei Moslim.