116 Neuwirth. Die Bauthätigkeit d. Klöster St. Gallen, Reiclienau u. Petershausen.
gegangen. Mögen auch die denselben sich anschliessenden von
Reichenau und Petershausen gleich jenen selbst eine tief stehende
Technik zeigen, die sich der Verwerthung antiker Vorbilder
nicht stets zielbewusst war, so finden wir doch in ihnen auch
wieder neue, aus eigenem Schaffen hervorgegangene Details,
die uns zu einer der schönsten Perioden der deutschen Bau
kunst, der des romanischen Stiles, hinüberleiten. Und wie uns
das Lallen eines Kindes trotz aller Unverständlichkeit, die
mehr sagen will als kann, doppelt anmuthet und mit Liebe
demselben lauschen lässt, so verweilen wir heute mit besonderem
Interesse bei jenen Denkmälern, aus denen uns das Stammeln
einer künstlerischen Epoche entgegentritt, die mit begeisterter
Gottesfreudigkeit das Höchste anstrebte und bei ihren be
schränkten Mitteln doch nur Beschränktes erreichte. Aber um
so freudiger hebt sich das Iierz, wenn wir sehen, welch beredte
Sprache sich später daraus entwickelt, in der uns längst ver
gangene Zeiten von ihrem Wollen und Können, von ihrem
Wirken zur Verkörperung ihrer vollkommensten Kunstideale
so erzählen, dass wir auf die Werke ihrer Tage nimmer als
auf ,barbarische' zurückzublicken vermögen.