Über die Cyanverbindungen des Platins.
61
lebhaftem Vergnügen meinen Freund nennen darf — wenn ein neues
Salz zum ersten Male anschoss. Ich wusste, dass Knop und Scline-
dermann den Anfang einer zweiten Reihe von Cyanplatinverbin
dungen entdeckt hatten, von der sie jedoch nur zwei Glieder, das
kupferrothe Kalium- und das ganz ähnliche Ammoniumsalz, unter
suchten. War es wohl Wunder, wenn ich, sobald ich überhaupt an
selbstständige Arbeiten denken durfte, darauf losging, die von Knop
und Schnedermann begonnene Reihe ebenso auszufüllen wie es
Quadrat mit der Gmelin’schen gethan, und vielleicht ebenso
schöne, ebenso merkwürdige Verbindungen zu entdecken? Schon im
Jahre 1849 machte ich Versuche in dieser Richtung, die jedoch durch
äussere Verhältnisse unterbrochen wurden; im Jahre 1850— 1851
arbeitete ich bei meinem Freunde Professor Quadrat zu Brünn;
meine Berufung an die böhmische Realschule zu Prag und die vielen
damit verbundenen neuen Geschäfte unterbrachen mich wieder auf
langeZeit, so dass ich erst jetzt imStande bineinenTheilmeiner Arbeit
vorzulegen. Was nun den Plan dieser letzteren betrifft, nur so viel:
Es war wohl ursprünglich meine Absicht, nur die Knop’schen Unter
suchungen weiter zu führen, da es mir bei Beginn meiner Unter
suchungen gar nicht einfiel, die Resultate der Qu adrat'schen Arbeit
im geringsten in Zweifel zu ziehen; als ich jedoch später mit der
Literatur des Gegenstandes näher bekannt wurde, entschloss ich
mich den ganzen Gegenstand vorzunehmen und einer Revision zu
unterziehen. Überflüssig däuchte mir dies nicht, denn im Gebiete der
inductiven Wissenschaften entscheiden Wahrscheinlichkeiten, und
wären sie noch so gross, nichts gegen Thatsachen; fanden sieh
Quadrat’s Formeln bei einer neuen Untersuchung — natürlich
vorgenommen mit der nöthigen Umsicht — bestätigt, so waren sie
richtig, mochten sie auch noch so wunderlich aussehen. Diese Revision
der Quadr at’schen Zahlen macht nun den Gegenstand vorliegender
Abhandlung aus. Ich bemerke ausdrücklich, dass derselbe bei mir
nur cursorischer, nur Nebenzweck war; die Hauptsache blieb mir
immer die genaue Untersuchung der so interessanten, durch Knop s
und Schnedermann’s Arbeit angedeuteten, Reibe von Sesqui-
cyaniden und Bicyaniden. Es mag mich dies entschuldigen, wenn ich
etwa im vorliegenden Aufsatze nicht genug auf Einzelheiten eingebe;
immerhin hoffe und wünsche ich, meine Arbeit möge genügend
befunden werden, den Gegenstand zu erledigen. Die zweite Abtheilung