Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 90. Band, (Jahrgang 1878)

Ueber don fünffüssigcn lumbus vor Lesoing's Nathan. 
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Da mein Freund Dr. Sauer gegenwärtig als k. k. Reservelieutenant 
in der Herzegowina weilt, besorgte ich die Correctur der vorstehenden Arbeit. 
Sauer schickte mir dazu eine Reihe von Notizen, welche ich an geeig 
neter Stelle einfügto. Unmöglich war mir dies mit längeren Auszügen aus 
der Zeitschrift ,Der Freund. Anspach, Jacob Christoph Posch 1 175-i— 175G. 
3 Bände. Hier mögen auch noch folgende Bemerkungen einen Platz finden: 
1. Sulzcr schreibt an Gleim, Magdeburg 18. Nov. 1745 (Briefe 
der Schweizer S. 28): ,Ich habe angefangen, etwas aus Thomsons Englischem 
zu übersetzen. Es soll ein Beweis sein, dass wir ebenso kurz und nach 
drücklich schreiben können als die Engländer. Ich übersetze nicht nur Vers 
auf Vers, sondern auch in derselben Versart des englischen Originals 1 . Diese 
Uebersetzung scheint ungedruckt. Dasselbe gilt von einer Ramler’schen, 
über die Sulzer an Gleim 28. August 1748 schreibt (a. a. O. S. 93): ,Herr 
Ram ler ist jetzt ein Freiherr .. . Weil er immer Ferien hatte, wollte er einmal 
was Grosses unternehmen, und dieses ist das Einzige, was er seit fünf Wochen 
zustande gebracht hat. Er hat nemlich die vier ersten Verse aus Thomson 
übersetzt 1 . Der Grund, warum Ramiers Arbeit so langsam fortschritt, lässt 
sicli aus der Bemerkung Sulzers an Bodmer 4. Mai 1749 (a. a. O. S. 107) 
entnehmen: ,Ram ler ist ein ewiger Ausbesserer und sieht nichts für eine 
Kleinigkeit an. Ein Hiatus zweier Vocale berechtigt ihn, eine ganze Strophe 
umzuschmelzen. 11 y a un grain de folie en cela 1 . 
2. In den Unterhaltungen 3, 47G—478 steht ein strophisches Gedicht 
,Adonis 1 von einem Unbekannten. S. 478—482 wird dasselbe von einem 
Recensenten mit dem Originale des Bion verglichen. Der Recensent über 
setzt seinerseits Stücke daraus in fünffüssigcn Iamben, in welche einige sechs- 
füssige eingestreut sind. Männliche und weibliche Verse mit freier Caesar 
wechseln. Enjambement findet sich in den beiläufig 40 Zeilen wenig. 
3. Von Lange sind zwei Gedichte in unserer Versart zu erwähnen. 
Au Ilirzel, September 174G (S. 113f.): 31 Verse, reimlos, Länge correct, 
23 klingend^ S. 114 steht ein Vers: ,Der kleine Hylas weinte bittere Thränen 1 . 
An Hirzel 20. October 174G (S. llüf.): 3G Zeilen, reimlos. 19 klingend; die 
ersten zwei Verse sind stumpf, dann wechselt männliche und weibliche Endung. 
4. In den Gothaischen gel. Zeitungen 1774 S. 104 steht die ,kurze 
Nachricht 1 : ,Vom Herrn Rector Goldhagen soll nächstens eine Uebersetzung 
des Sophokles erscheinen 1 . Worauf sich dies bezieht — ob vielleicht auf eine 
neuo Auflage — war nicht zu ermitteln. 
Gerne hätte ich die Lücken ausgefüllt, die Sauer lassen musste, weil 
ihm das Material nicht zugänglich war; aber aus demselben Grunde musste 
auch ich davon abstehen. Das Wenige, was ich hinzufügte, machte ich ge 
legentlich durch eckige Klammern kenntlich. Das Register hielt ich für nöthig. 
Eino Nachprüfung der Citate war mir natürlich nicht möglich. 
Graz, 22. October 1878. 
Dr. Richard Maria Werner.
	        
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