Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 76. Band, (Jahrgang 1874)

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Conze. 
Variationen der einzelnen Exemplare hindurch gewisse weit 
verbreitete gleiche Absichten und Gedanken zu Grunde liegen, 
so dass nicht hinter jedem einzelnen, sondern erst hinter einer 
ganzen Reihe verwandter Werke der ursprüngliche Gedanke 
sich verbirgt. Dessen können wir im Verständnisse erst dann 
Herr werden, wenn wir seine Ausdrucksformen möglichst voll 
ständig überblicken imd richtig zu gruppiren wissen. Wohl 
dient es zur Mehrung unseres Wissens, wenn fort und fort 
Monumenti inediti in bunter Fülle ans Licht gefördert und im 
Einzelnen mit so viel Hülfsmitteln, wie der Herausgeber jedes 
mal herbeischaffen kann, erläutert werden, aber je mehr in 
dieser Richtung seit langer Zeit geschah, je mehr hinzukommt 
und hinzukommen soll, desto erschwerter fast erscheint es über 
alle Mehrung des Wissens zu dessen Klärung zu gelangen. 
Was dazu Noth thut, sah schon Eduard Gerhard, der 
mit dem Sammelwerke mannigfaltigsten Inhalts, seinen ,an 
tiken Bildwerken 1 , begonnen hatte, zu grossen Serien wenig 
stens gleichartiger Arbeiten, wie die Vasengemälde, mit seinen 
Publicationen fortgeschritten war, und endlich den Plan zur 
vollständigen Herausgabe der etruskischen Sarkophagreliefs und 
dann der etruskischen Spiegel fasste, letzteren auch wirklich 
mit Hülfe der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 
durchführte. Er bewies damit vollgültig die Berechtigung sei 
nes paradoxen Ausspruchs, der sich ihm schon Angesichts der 
epochemachenden Vasenfunde von Vulei aufgedrängt hatte und 
den er einmal in meiner Gegenwart einem Autographensammler 
ins Album schrieb: ,Monumentum artis qui unum vidit, nul- 
lum vidit; qui millia vidit, unum vidit. 1 
Solche Unternehmungen, wie Gerhards leider durch vie 
lerlei absonderliche Irrungen in der Behandlungsweise getrübte, 
dennoch im Grundgedanken vorbildlich bleibende Publication 
der etruskischen Spiegel, konnte nach vielfach vorbereitenden 
Arbeiten älterer Antiquare erst unsere Zeit, namentlich auch 
mit Hülfe ihrer erleichterten Weltverbindung, ins Werk setzen. 
Erst heute ist es möglich geworden, die Vorräthe der grossen 
Museen Europas , wie den Inhalt der Fächerwerke eines ge 
waltigen Schrankes, einigermassen bis in alle Einzelheiten zu 
überblicken und so ziemlich überall mit eigenen Augen zu sehen; 
denn auch hier muss, bei noch so vielen vorhandenen Publi-
	        
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