Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 46. Band, (Jahrgang 1864)

Die Kämpfe zwischen Persien und Russland in Transkaukatien. 
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Dagegen sollten die Russen aus ihren vor der Stadt errichteten 
sieben Verschanzungen hinausgeworfen, und zwar, gegen alles Her 
kommen, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, zu diesem Zwecke 
ebenfalls nächtlicherweile überfallen wei den. Dieser letztere Beschluss 
wurde auch unverzüglich ausgeführt; der nächtliche Überfall fand Statt 
und gelang auch insofern als der Feind, nach einem hartnäckigen 
Gefechte, gezwungen wurde, sich mehr in die Stadt seihst zurück 
zuziehen. Kurze Zeit darauf versuchte Fürst Tsitsianoff, Repressalien 
zu üben und liess seinerseits einen nächtlichen Angriff auf das Lager 
des Schah unternehmen. Doch traf die hierzu bestimmte (angeblich 
10.000 Mann und 20 Kanonen starke) russische Colonne, statt, wie 
beabsichtigt, im Dunkel, in Folge irriger Weg Weisung, erst bei Tages 
helle vor dem persischen Lager ein. Auch hatte man dort von dem 
Anschläge Wind bekommen, so zwar, dass die verspäteten Angreifer 
die Perser, statt unvorbereitet im Lager, auf den Anhöhen hinter 
demselben in Schlachtordnung aufgestellt fanden wo sie die An 
rückenden mit brennender Lunte an den Geschützen erwarteten. 
Trotz ihrer Ermüdung vom nächtlichen Irrmarsche, brennender Au 
gustsonne und verzehrenden Durstes, machten die Russen Miene die 
Höhen mit dem Bajonnete zu stürmen, mussten aber, allzugrosser Er 
schöpfung willen, auf halbem Wege umkehren und zogen sich , von 
der persischen Reiterei verfolgt, in ihre Verschanzungen vor Eriwan 
zurück. 
Mit diesem missglückten Überfalle waren auch die Feindselig 
keiten für dieses Jahr abgeschlossen. Tsitsianoff verliess seine feste 
Stellung nicht mehr und konnte nicht einmal die Perser hindern, 
Verstärkung in die Citadelle von Eriwan zu werfen , obgleich der 
Zuzug derselben von der dem Feuer der russischen Ver&chanzungen 
am meisten ausgesetzten Seite statthatte. Schuld an diesem passiven 
Verhalten trug ohne Zweifel hauptsächlich der Mangel an Lebens 
mitteln der sich immer drückender einstellte, da persische Reiter 
schwärme die drei Verbindungslinien mit Georgien über Kirkbulagh, 
Etschmiazin und den Panbak-Pass besetzt hielten und den aus Tiflis 
zugeführten Proviant sammt den Escorten wegfingen. Nothgedrungen 
traten daher die Russen, nach einem noch mehr als einmonatlichen 
Ausharren (Mitte September) bei dunkler Nacht, den fluchtähnli 
chen Rückzug nach Georgien an wobei sie von der verfolgenden 
feindlichen Cavallerie viel zu leiden hatten. Persischer Schätzung
	        
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