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Über den Leumund der Österreicher, Böhmen und Ungern.
Über den Leumund der Österreicher, Böhmen und Ungern
in den heimischen Quellen des Mittelalters.
Eingang und Schluss dieser Abhandlung wurde in der feierlichen Sitzung der Akademie
am 30. Mai d. J. gelesen.
Von dem w. M. Th. t. Rarajan.
Nicht viel weniger als tausend Jahre sind es, seit an den geseg
neten Ufern der Donau und in ihren Nachbarländern dieselben
Völker wie heute noch in buntem Gemenge neben einander wohnen.
Sie alle haben diese ihre Sitze sich erobert, keines von ihnen weilt
auf dem ererbten Boden seiner ältesten Ahnen, alle sind sie Ein
dringlinge, die die friedlichen Völker der Urzeit gewaltsam aus
ihren Sitzen verdrängten.
Durch Jahrhunderte sassen nun die Sieger unter wechselnden
Herrschern neben einander, staatlich allerdings von einander unab
hängig, aber nur zu oft in gemeinsamem Streben sich begegnend,
auf Kosten des Friedens Sonderzwecke verfolgend, dem Vortheile
iles Augenblickes die Ruhe der Zukunft opfernd, und nur allmählich
zur Einsicht gelangend , dass für sie erst im staatlichen Verbände
Macht und Ruhe, Ansehen und Gedeihen zu finden sei.
Doch erst nach sechs Jahrhunderten reifte diese Ansicht der
Dinge und mit dem Eintritte des siebenten sehen wir endlich diese
Völker, die sich so oft feindlich gegenüber standen, zu einem gewal
tigen Staate verbunden, der von da an immer mehr und mehr
die Blicke Europa's auf sich lenkte, schon desshalb, weil sein