Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 28. Band, (Jahrgang 1858)

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.T. Chm e 1. 
Dass der junge Fürst nach Pressburg gebracht werden müsse, 
um dort erzogen zu werden, behaupten die Ungern, sich auf das 
Testament seines Vaters Kaiser Albrecht’s II. berufend, die Öster 
reicher welche ihn am liebsten in Wien behielten, versichern aber, 
man werde ihn sicherlich von Pressburg nach Raah oder noch weiter 
in’s Innere des Landes abführen. 
Da Graf Ulrich von Cilly den jungen König inne habe und in 
der Burg zu Wien Herr sei, persönlich aber den Ungern gewo 
gen scheine, so sei die grösste Wahrscheinlichkeit, dass ihn doch 
zuletzt die Ungern bekommen! 
Unter den Österreichern aber waren nicht wenige den Ungern, 
von welchen das Land allerdings besonders im Jahre 1446 arg ver 
wüstet wurde, abhold. Namentlich war Ulrich Eizinger und sein 
Anhang mehr den Böhmen geneigt und den Mährern, war ja ihr 
Besitzthum in unmittelbarer Nachbarschaft; dazu kam die Eifersucht 
gegen den Cilly er. 
Unter den österreichischen ständischen Gliedern welche in 
grosser Anzahl sich in der ersten Hälfte des Novembers in Wien 
einfanden *)> war in dieser Beziehung grosse Meinungsverschieden 
heit. Die Prälaten, die „Ritterschaft“ (der niedere Adel) und die 
Städte schlossen sich der Eizinger'schen Partei an, indess die 
„Herren“ (der höhere Adel) dem Grälen von Cilly beipflichteten. 
Diesem aber wurden eben um diese Zeit durch die Volksgerüchte 
ehrgeizige Pläne zugetraut. Man glaubte, er wolle die Stelle eines 
Gubernators von Ungern sich aneignen und desshalh vor Allem den 
Johann Hunyad verdrängen, gegen den sich eine nicht kleine Partei 
in Ungern gebildet hatte. 
Aeneas Sylvius erzählt, dass man gegen die Willkür, den Ehr 
geiz und Stolz dieses Mannes (Johann Hunyad), der zwei Heere und 
die Bliithe des Adels im unglücklichen Kampfe gegen die Türken 
geopfert, den König von Polen (Wladislaus) schon verrathen habe 
und das Reich schwer drücke, kein Recht spreche u. s. w., bittere 
Klagen ausstossen hörte. Nun sei das Ende seiner Tyrannei gekom 
men, der stolze Mann werde niedergeschmettert werden! 3 ) 
*) Thomas Ebendorfer von Haselbaeh , hei Pez, SS. II, 871. „Omnes praefati ßarones, 
proceres et civitates comparuerunt solenniter“. 
2 ) Aeneae Sylvii, Hisloria Friderici III. ap. Kollar, Anal. Vindob. etc. setzt hinzu: Mos hie 
populi (Ilung-arici) est, semper venturus ametur, odiosum est Imperium vetus. Major
	        
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