Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 175. Band, (Jahrgang 1916)

Einfluß d. vorchristl. Kulte auf die Toponomastik Frankreichs. 1 25 
andere. Zur Unterscheidung von der Ortschaft, von der sie 
den Namen bekommen haben, 1 gebrauchte man verschiedene 
Deminutivsuffixe. 
Nur durch die Annahme, daß die Endungen -et, -ol usw. 
erst später hinzugetreten sind, 2 ließe sich einer oder der 
andere dieser ON mit Mercoeur, Mercoire auf gleiche Stufe 
stellen, denn man sieht keinen Grund, warum der GN M e r- 
curius in der Gestalt eines Deminutivums in den ON auf- 
treten sollte. Mercoiret, Mercouly usw. können allerdings auf 
EN zurückgeführt werden; vgl. Chez-Mercurol, Name eines 
Hauses im Dep. Puy-de-Döme (commune de Kioin). 3 
Auch vom lautlichen Standpunkt sind diese ON un 
klar. Schwierigkeiten macht die zweite Vortonsilbe. Wo 
-urol keine schlechte Schreibung für -oirol ist, dort wird man 
noch am besten tun, das Alter der Ableitung nicht zu hoch 
einzuschätzen und von *merkwer auszugehen. Vernünftiger 
ist es aber, für Mercurot, Merculot anderen Ursprung an- 
zunehmen. 
Die Frage, ob in Mercoeur der EN oder der GN M e r- 
c u r i u s zugrunde liegt, will ich vorläufig bei Seite lassen 
und zuerst noch zwei Tatsachen hervorheben. Zunächst ist doch 
sehr auffällig, daß sich alle diese ON im Süden (Auvergne 
und Languedoc) befinden. Weiter ist aus dem von mir gege 
benen Verzeichnisse leicht zu ersehen, daß sich in mehreren 
uns beschäftigenden Orten alte Schlösser befanden, oder es 
sich überhaupt nur um solche handelt. 4 Nun gab es schon im 
Mittelalter in der Auvergne eine bekannte Herrschaft Mer- 
1 Denkbar ist es, aber nicht wahrscheinlich, daß die Namen unabhängig 
voneinander sind. 
2 Ohne dabei von den ON Mercoeur usw. abhängig zu sein. 
3 Man wird dabei eher an neue Benennungen denken, soweit alte Belege 
nicht das Gegenteil beweisen. Aus dem Altertum ist der EN Mercurinus be 
legt, Mercurialis ist sehr häufig, kommt jedoch hier nicht in Betracht. De 
Vic.: Hist, de Languedoc kennt Mercoral (IV, 245) und für das Neu- 
provenzalische führt Mistral Mercoirol und Mercurin (die nicht gerade 
erst sekundär zu sein brauchen) an. Das Suffix -olus hat D’Arbois (Pro- 
priete S. 542ff.) auch in anderen ON, die von EN abgeleitet sind, nach 
gewiesen (eine genaue Untersuchung wäre notwendig). 
1 Der schon im X. Jahrhundert belegte ON Mercoeur aus dem Departement 
Haute-Loire war ,jadis un fief de la Maison d’Auvergne 1 (Grande Enrv 
clopedie).
	        
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