Einfluß d. vorchristl. Kulte auf die Toponomastik Frankreichs. 121
riensis (Cartulaire de Conques) — war durch die zeit
weilig auf tretende Form Mergorium. begünstigt.
Die Herleitung dieser südfranzösischen ON von M er-
c u r iu s (oder -um) ist vom lautlichen Standpunkt nicht
ganz einwandfrei. Jedoch bietet der provenzalische Wort
schatz keine ganz gleich gebauten Wörter, an denen man die
lautliche Entwicklung dieser ON" prüfen könnte. Am besten
würde das Suffix -örius passen, doch ist dasselbe im Süden
sehr selten, und die wenigen Beispiele, 1 die man bei Mistral
finden kann, scheinen nicht volkstümlich zu sein; das Suffix
lautet meistens -uiro (also von -oria). Puitspelu 2 bringt einige
Beispiele aus dem Lyonesischen. Nach ihm wird - 5 riurri
> - ü oder > u. Eine Überprüfung derselben wäre notwen
dig. Man könnte noch die ON, welche auf Oratorium zurück
gehen, heranziehen, da ihre Entwicklung im Norden ziem
lich regelmäßig zu sein scheint. 3 Aus dem Süden vermag
ich nur sehr wenige 0(u)radou(r) aus dem Dep. Cantal, dem
Dep. Drome und dem Dep. Gard (und einige Louradou[x])
anzuführen. Dazu paßt Mercour und Mercou, wogegen man
Mercuire mit der Endung -uiro < -oria vergleichen
könnte. Diese letztere nähert sich schon ziemlich den Endun
gen - o ir e und - o eurf welche bei den ON, die ich ange
führt habe, die häufigeren sind. Es geht aber nicht an, alle
diese ON auf -oria zurückzuführen. Man könnte höchstens
annehmen, daß M er c oria als Nebenform von Mer-
corium (in der Zusammensetzung mit Villa) die zu erwar
tende Form beeinflußt habe. Andererseits bieten auch die
ON Oratorium keine verläßliche Entwicklung, weil sie
späteren, gelehrten Ursprungs sein können. Nur Mercou <
Mer cur i' us im Dep. Gard ist wegen des Beleges aus dem
12. Jahrhundert ein sicheres Beispiel.
Höchst sonderbar ist nun, daß die Endungen - o eur
und - o ir e ihre Parallele in der Entwicklung von cö r i u
)> k o e r, B Tc w er, t y w e r, k iv i r haben.
1 Meyer-Lübke führt in seiner Rom. Gramm, kein einziges aus dem Pro-
venzalischen. 2 Einleitung S. XXXIX. 3 Vgl. Östberg o. ci
4 Weil -oeur, wie die alten Belege bei weitem sicher auf ein älteres —
oire zurückgeht, und meistens -uer ausgesprochen wird.
5 Atl. Ling. Karte cuir Nr. 308. Allerdings könnte man einwenden, daß