Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 175. Band, (Jahrgang 1916)

Einfluß d. vorchristl. Kulte auf die Toponomastik Frankreichs. 121 
riensis (Cartulaire de Conques) — war durch die zeit 
weilig auf tretende Form Mergorium. begünstigt. 
Die Herleitung dieser südfranzösischen ON von M er- 
c u r iu s (oder -um) ist vom lautlichen Standpunkt nicht 
ganz einwandfrei. Jedoch bietet der provenzalische Wort 
schatz keine ganz gleich gebauten Wörter, an denen man die 
lautliche Entwicklung dieser ON" prüfen könnte. Am besten 
würde das Suffix -örius passen, doch ist dasselbe im Süden 
sehr selten, und die wenigen Beispiele, 1 die man bei Mistral 
finden kann, scheinen nicht volkstümlich zu sein; das Suffix 
lautet meistens -uiro (also von -oria). Puitspelu 2 bringt einige 
Beispiele aus dem Lyonesischen. Nach ihm wird - 5 riurri 
> - ü oder > u. Eine Überprüfung derselben wäre notwen 
dig. Man könnte noch die ON, welche auf Oratorium zurück 
gehen, heranziehen, da ihre Entwicklung im Norden ziem 
lich regelmäßig zu sein scheint. 3 Aus dem Süden vermag 
ich nur sehr wenige 0(u)radou(r) aus dem Dep. Cantal, dem 
Dep. Drome und dem Dep. Gard (und einige Louradou[x]) 
anzuführen. Dazu paßt Mercour und Mercou, wogegen man 
Mercuire mit der Endung -uiro < -oria vergleichen 
könnte. Diese letztere nähert sich schon ziemlich den Endun 
gen - o ir e und - o eurf welche bei den ON, die ich ange 
führt habe, die häufigeren sind. Es geht aber nicht an, alle 
diese ON auf -oria zurückzuführen. Man könnte höchstens 
annehmen, daß M er c oria als Nebenform von Mer- 
corium (in der Zusammensetzung mit Villa) die zu erwar 
tende Form beeinflußt habe. Andererseits bieten auch die 
ON Oratorium keine verläßliche Entwicklung, weil sie 
späteren, gelehrten Ursprungs sein können. Nur Mercou < 
Mer cur i' us im Dep. Gard ist wegen des Beleges aus dem 
12. Jahrhundert ein sicheres Beispiel. 
Höchst sonderbar ist nun, daß die Endungen - o eur 
und - o ir e ihre Parallele in der Entwicklung von cö r i u 
)> k o e r, B Tc w er, t y w e r, k iv i r haben. 
1 Meyer-Lübke führt in seiner Rom. Gramm, kein einziges aus dem Pro- 
venzalischen. 2 Einleitung S. XXXIX. 3 Vgl. Östberg o. ci 
4 Weil -oeur, wie die alten Belege bei weitem sicher auf ein älteres — 
oire zurückgeht, und meistens -uer ausgesprochen wird. 
5 Atl. Ling. Karte cuir Nr. 308. Allerdings könnte man einwenden, daß
	        
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