Phonographierte Gesänge u. Aussprachsproben d. Hebräischen. 9
auf, 1 welches er solo rezitiert; die Gemeinde sagt leise nach
und erhebt ein Forte zu ,Amen 1 . 2 Die ,Qeduia‘ singt die
ganze Gemeinde in einem Fortissimo, ebenso den Priester
segen. Beim Gemeindegesang singt alles mit, Männer und
Kinder, jung und alt (nur nicht Frauen), alle sind in den
synagogalen Gesang gut eingeweiht und singen tatsächlich
,einstimmig 1 , d. h. im strengen Rhythmus (nicht Takt!). Es
kommt nie vor, daß jemand vorausgreifen oder nachbleiben
sollte.
Der synagogale Gesang ist sehr schlicht und mehr Psal-
modien oder Litaneien ähnlich. Diese Gesänge, wiewohl sie
Note für Note in den verschiedenen Synagogen nicht genau
dieselben sind, weil sie, wie oben erwähnt, keine festgeformten
Melodien enthalten, bleiben sich doch immer in Bezug auf
Tonreihe und Motive gleich.
Im Gegensatz zu den Syriern und Sefardim geben die
Jemeniten und Perser sehr wenig auf Kehlfertigkeit und die
Fähigkeit des Sängers, beim Vorbeten zu improvisieren, denn
sie dulden keine Abweichungen vom Traditionellen. Sie suchen
im Vorbeter keinen Kunstsänger, sondern einen ,Vorbeter 1 , der
die Gebete und Wünsche der Gemeinde inbrünstig und ge
fühlvoll vortragen soll. Daher ziehen sie eine süße, angenehme,
ins Herz dringende Stimme einer kräftigen vor. Es wird ge
wöhnlich ein Tenor verlangt. Die Jemeniten besitzen auch mei
stens einen Tenor, dessen Lage vom kleinen ,e‘ bis zum hohen
c reicht. Sie unterscheiden eine Kopfstimme und eine Brust
stimme. Erstere zeichnet sich durch einen dünnen Ton, der
spitz und von gelblicher Klangfarbe ist, aus, ist nach ihrer
Behauptung aber trocken und kalt und dringt nicht zu Herzen.
Daher schätzen sie die sogenannte Bruststimme, die aus dem
Herzen kommt, waiyn und gefühlvoll sein soll und sich beim
1 In den Synagogen Jemens existiert kein Almemor in der Mitte der
Synagoge, sondern der ganze Gottesdienst wird am , c Amud c — am Vör-
beterpult, das unmittelbar an der heiligen Lade steht — verrichtet, wie
es in den asclikenasischen Gemeinden üblich ist.
2 Das ,Sem'a‘ rezitiert wiederum die Gemeinde bis ,Hisameru‘. , Amida‘
wird vom Vorbeter solo gesungen, die Gemeinde beteiligt sich nur mit
,Am6n‘. An den hohen Feiertagen betet die Gemeinde überhaupt keine
stille 'Amida (lahas), sondern der Vorbeter beginnt die laute Amida,
welcher die Gemeinde aufmerksam zuhört.