Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 175. Band, (Jahrgang 1916)

Phonographierte Gesänge u. Aussprachsproben d. Hebräischen. 
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gegeben hat, in der die Tempelgesänge aus Jerusalem tradi 
tionell erhalten worden sein sollen. 
Wie die Geschichte uns mitteilt, erstreckte sich der Ein 
fluß der babylonischen Juden weit über die Grenzen ihres 
Landes hinaus. Babylonische Juden waren es, die jüdische 
Tradition und Wissenschaft nach Spanien verpflanzten 1 und 
auch auf Nordafrika und Italien ihren Einfluß ausübten. Des 
wegen stimmen auch die traditionellen Gesänge dieser jüdi 
schen Gruppen überein. 
Die babylonischen Juden sprachen bis etwa zum 8. Jahr 
hundert n. Chr. den ostsyrischen Dialekt mit vielen Hebräismen. 
Von da ab eigneten sie sich die arabische Sprache an, welche 
zu ihrer Umgangssprache geworden ist. 
Während die drei aufgezählten Gruppen ausgeprägte 
Typen darstellen, ist das bei den syrischen Juden nicht der 
Fall. Nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer 
löste sich das nationale und nach und nach auch das geistige 
Zentrum in Palästina auf, so daß im 8. Jahrhundert im Lande 
keine ansehnlichen jüdischen Gemeinden mit Ausnahme von 
Tiberias mehr vorhanden waren. Erst im 14. Jahrhundert 
begannen italienische, spanische und nordafrikanische Juden 
in Palästina sich niederzulassen. Diese Niederlassungen wech 
selten immer ab, bald war der Zuzug aus dem einen, bald aus 
dem andern Lande stärker, bis zuletzt die Immigration aus Spa 
nien alles spaniolisierte.' Im vorigen Jahrhundert nahm die Ein 
wanderung aus Polen und Rußland überhand. In Palästina kann 
also von einem originellen'jüdischen Typus nicht die Rede sein. 
Anders sieht es aber in Syrien aus, und zwar in den 
Gemeinden von Damaskus, Aleppo, Tlrfa, Antob usw. Obwohl 
auch dorthin Emigranten verschlagen worden sind, konnten sie 
doch keinen ausschlaggebenden Einfluß auf die einheimische 
Bevölkerung ausüben. Denn in den genannten Städten exi 
stierten immer größere jüdische Gemeinden. In Damaskus 
bestand eine Gemeinde bereits zur Zeit des Apostels Paulus, 2 
welche auch im 3. 3 und im 10. Jahrhundert 4 erwähnt wird. 
1 Graetz, Geschichte der Juden, Bd. 5, S. 300, 311 ff. 
8 II. Korinth. XI, 32; Apostelgeschichte, Kap. 9, 2. 
3 B. Talmud Berajiot, 50 8 . 
4 Reisebesehreibung des Benjamin von Todela.
	        
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