298
Prof. Loewe. Das speculative System des Rene Descartes etc.
was da ist, ist Modification des göttlichen Seins, und daher gleich
falls Beides. Der Gegensatz ist ausgeglichen dadurch, dass er in
eine Identität gewaltsam verschmolzen ward. Nicht mehr haben beide
Glieder desselben nöthig, auf einander zu wirken, noch bedarf es
der intervenirenden Wirksamkeit Gotfe-s, um entsprechende Vorgänge
in Beiden zu veranlassen. Die Vorgänge in dem Einen sind zugleich
die Vorgänge in dem Anderen; nur das menschliche Vorstellen
scheidet sie, nicht die Wirklichkeit.
War Mailebranche die halbe, so war Spinoza die ganze
Consequenz der Fehler Descartes’s. Spinoza fand bei Descartes
die Welt in einer Zwitterstellung halb in, halb ausser Gott. Er
bedachte sieh nicht lange, er versenkte sie ganz in Gott, und liess
sie in dem Oceane seines Seins sich auflösen. Nicht mit Unrecht nennt
ihn daher Hegel einen Akosmisten. Andere haben das Gegen
stück versucht. Gott ohne Welt — die Welt ohne Gott ■— von
beiden kann man mit König Lear ausrufen: Auf diesem Wege
liegtWahnsinn!
Was wird uns von dieser Alternative erretten? Gewiss nicht
blos dies, dass wir etwa noch hinter Descartes zurückgingen. Hat
sich ja doch in dem Inventare der Gebrechen seines Systemes so
manches Erbstück eben aus jenen älteren Zeiten vorgefunden. Wir
müssen es wohl auch da anfassen wo Er begann, und an dem was
wir als das Werthvolle der Cartesischen Lehre bezeichneten, haben
auch wir festzuhalten. Wie wir es aber anstellen, damit es uns
besser gelinge, dies umständlich auszuführen, lag nicht in unserer
diesmaligen Aufgabe. Doch haben wir, wie uns dünkt, es an Andeu
tungen hierüber gelegentlich nicht fehlen lassen.