XV. Abb.: Kelle. Ueber ein Bruchstück der Notkerseben Psalmenübersetzung.
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XV.
Ueber ein in Wallerstein aufgefundenes Bruchstück
der Notkerschen Psalmenübersetzung.
Von
Johann Kelle,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Der fürstlich Oettingen-Wallersteinsche Archivar Herr
Dr. Anton Diemand entdeckte kürzlich im Archive zu Waller
stein, dass der Umschlag eines aus dem 1803 aufgehobenen
Kloster Maihingen 1 stammenden, auf Papier geschriebenen
Copialbuches (Lokal VI, Kasten CXX, Fach 8) 2 aus aufeinander-
geklebten Pergamentstücken bestehe, von denen das aufgeklebte
alte Schriftzüge auswies. Nach einer durch diese Wahrnehmung
veranlassten Trennung der zusammengeklebten Blätter zeigte
sich, dass das innere 3 auch auf der rückwärtigen Seite be-
1 Das Kloster Maihingen (Maria-Maihingen, Mayingen, Monasterium
Mayhingani, Mayngani) wurde 1802 durch den Frieden von Luneville
dem Fürsten Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein nebst den Klöstern
St. Magnus in Füssen, Heil. Kreuz in Donauwörth, Deggingen und
Kirohheim für den Verlust der linksrheinischen Herrschaft Dachstuhl
zugewiesen, vgl. S. 8 Anm. 1. Am 11. Januar 1803 erfolgte die Aufhebung
des Klosters, in dessen Räumen sich seit 1840 die reichen literarischen
und künstlerischen Sammlungen des fürstlichen Hauses befinden.
2 Das Copialbuch enthält Abschriften von Urkunden des Klosters Mai
hingen aus den Jahren 1435 — 1492. Die Urkunden sind nicht gleich
zeitig mit den Originalen, sondern erst später, und zwar nicht streng
, chronologisch copiert worden; die ganze Sammlung war aber sicher vor
dem Ende des 15. Jahrhunderts vollendet.
3 Das äussere Blatt ist eine Original-Urkunde vom 3. März 1437, welche
die Uebergabe des Klosters Maihingen durch die Grafen Johann, Ulrich
und Wilhelm von Oettingen an den Augustinerorden betrifft. Auf der
Rückseite steht von einer Hand des 17. Jahrhunderts: ,Abschrifften der
Originalien Stifft: Gült: und anderer Brieffen zu Mariae May 1 .
Sitzungsber. der pbii.-bist. CI. CXLIII. Bd. 15. Abh. 1