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V. Abhandlung: v. Sicke 1.
um eine Sammlung von Autographen desselben anzulegen, die
ursprüngliche Collection geplündert. Mag er nun jene noch
so gut behütet haben, so sind die nachfolgenden Geschlechter
weniger pietätvoll gewesen: sie haben auf diese Sammlung aus
erlesener Stücke so geringen Werth gelegt, dass sie in ihre
Bestandtheile aufgelöst ist und dass diese nicht allein verzettelt,
sondern geschädigt worden sind. Nach alledem haben wir zu
scheiden zwischen dem jetzigen Bestände der Codices 139—141
und einer Collectio auctior et amplior, aus welcher F. 108 und
tom. 108 geflossen sind. Die letztere war noch nicht geschmälert,
als Blasius um 1640 die drei Handschriften besser ein binden
liess. Aber ein Jahrhundert später waren jene Autographen
nicht allein ausgeschieden, sondern auch den Bibliothekaren
der Ambrosiana unbekannt. 1
Was ich schon bemerkt habe, dass die Aufeinanderfolge
der Briefe in den drei Mailänder Codices durch die Schmälerung
der letzteren um eine Anzahl von Stücken nicht gestört wurde,
sondern dieselbe blieb, in welche die Collectio auctior beim
ersten Einbinden gebracht worden war, dass sich aber diese
dom auch sei, so bezeugt jedenfalls das erste Beispiel, dass der Lieb
haber von Autographen Borromeo’s nur ganz selbständige Schreiben
auszuscheiden gewillt war.
Als Schlussergebniss der Vergleichung der Mailänder Collection
der Originale mit den in tom. 108 gebotenen Copien theilte mir Dr. Susta
mit, dass folgende Originale noch nicht wieder aufgefunden worden sind:
1562, I. 24; II. 8; VII. 1; 1563, II. 13; 1562, II. 21; II. 25. Die zwei
ersten Briefe sind nur aus tom. 108 bekannt, die zwei nächtsfolgenden
finden sich auch im PB. tom. 49 eingetragen und die zwei letzten dort
und auch im Gß.
1 Das wird, wie mir Dr. Batti schrieb, durch den Codex A. II. XII. 39 der
Brera bezeugt, der betitelt ist Epistolae s. Caroli in occasione concilii
Tridentini scriptae und folgendermassen entstanden ist. Der Präfect der
Ambrosiana Nicolö Sormani wollte die Briefe der Codd. 139—141 nebst
andern auf das Concil bezüglichen und in der Ambrosiana aufgefundenen
Briefen in lateinischer Uebersetzung veröffentlichen. Da jedoch der
Druck in Folge Einspruches von kirchlicher Seite unterblieben war,
schenkte nach des Präfecten Tode dessen Bruder das Manuscript 1168
dem um Mailand hochverdienten Karl Gotthard Grafen zu Firmian,
aus dessen reicher Bibliothek das Manuscript an die Brera kam. h'
dieser Uebersetzung nun fehlen schon die autographen Briefe des Car
dinais Borromeo.