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VI. Abhandlung: Schmidt.
anthropologischen Gesichtspunkten ausgehend, hält die Mela
nesier für eine Mischrasse aus Malayo-Polynesiern und Papuas.
Ihre Sprache sei allerdings dem Wesen nach mit den malayi-
schen und polynesischen verwandt, ,im Wortschätze finden sich
aber manche Abweichungen, und es bleibt, wenn man die
melanesischen Sprachen mit den malayo-polynesischen in dieser
Hinsicht vergleicht, immer ein Residuum übrig, das nicht als
malayo-polynesisch anerkannt werden kann. Und dieses Resi
duum habe ich stets auf einen vom malayo-polynesischen ver
schiedenen Sprachstamm bezogen, in welchem ich, nach den
physischen Constitutionen jener Rasse, welche die mit dem
Residuum behaftete Sprache redet, nur den Papuasprachstamm
erblicken konnte'. Das ist der eine Punkt der Müller’schen
Theorie. — Der andere Punkt bestimmt nun erst eigentlich
das Yerhältniss der melanesischen zu den malayischen und
polynesischen Sprachen. ,Es bildet also der malayo-polynesische
Sprachstamm eine Stufenleiter fortschreitender Sprachentwick
lung, auf deren unterster Stufe die polynesischen Partikel
sprachen (Sprachen, in denen sämmtliche grammatische Ver
hältnisse durch lose Partikeln ihren Ausdruck finden) stehen,
deren höchste Entwicklung die auf umfassender Anwendung
der Suffix- und Präfixbildung beruhenden malayischen Sprachen
darstellen, welcher theilweise historisch zu verfolgende Process
in den melanesischen Sprachen . . . seinen vermittelnden
Ausdruck findet.“ 1
Eine beiden Theilen dieser Theorie entgegengesetzte An
sicht vertritt R. H. Codrington, der dieselbe in seinen ,The Me-
lanesian Languages“ 2 (Oxford, 1885), p. 10ff. in ausführlicher
Weise darlegt, ohne indess Müller zu nennen. Er ist durchaus
dagegen, dass die melanesischen Sprachen irgendwie als Misch
sprachen aufgefasst würden. Zwar gibt er die allgemeine
Möglichkeit dessen zu, dass ,it may be that the languages here
treated of. . . are not the original languages of the race that
now speaks them“ (C. ML p. 14). Aber in den jetzigen mela
nesischen Sprachen sei keine Spur der eventuellen früheren
Sprachen zu erkennen. ,The examination of vocabularies does
1 M. GS II, 2, p. 2, ygl. auch p. 160.
2 The Melanesian Languages = C. ML.