Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 126. Band, (Jahrgang 1892)

lieber das Gedicht vom König Orendel. 
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leicht Örndel. Aber sicher ist der Schluss nicht. Gottfried von 
Strassburg leitet Engellant von Gales ab 433 f. (12, 35 f.). 
Die Seltenheit des Namens berechtigt natürlich nicht, 
den Orendel des Gedichtes mit einem mythischen Aurvandill 
zu identificiren, von dem die Snorraedda im Skaldskaparmal 
c. 17 eine Geschichte erzählt, die in nichts an das deutsche 
Gedicht erinnert. Thorr erzählt Groa, der Gattin Aurvandills, 
dass er ihren Mann in einem Korbe von den Elivagar her 
getragen und dabei eine erfrorene Zehe desselben abgebrochen 
und an den Himmel geworfen habe — vgl. die Geschichte 
von Thorsteinn Boejarmagn FMS. III 184 — das sei der Stern 
Aurvandills Zehe; s. Thiazis Augen, Rögnis Wagen, Frigge- 
rocken; Mogk in Paul’s Grundriss I 1103. Und auch bei 
den Angelsachsen hiess ein Stern, und zwar der Morgenstern 
Earendel, Cynewulfs Crist 104, wo der Dichter Christus als 
Earendel anspricht, offenbar in Nachahmung des Ambrosiani 
schen Hymnus Deus qui caeli lumen es u. s. w., in dem der 
Vers vorkommt Typusque Christi Lucifer, Daniel, Thesaurus 
hymnologicus I 65, oder einer ähnlichen der lateinischen 
Kirchenpoesie; s. Wilmanns Ezzos Gesang von den Wundern 
Christi 13. In diesem selbst wird aber Johannes der Täufer 
mit dem Morgenstern verglichen, Str. 6 (8). Für das Appella- 
tivum earendil, oerendil ist angelsächsisch die Bedeutung jubcir 
durch die Epinal-Erfurter Glossen bezeugt, Sweet, Oldest Eng- 
lish Texts 72. Ueber die Etymologie handelt Möllenhoff in 
der Alterthumskunde I- 32 ff. und 498, Kluge in Paul’s Grund 
riss I 939, Wrede in der Sprache der Ostgothen 112 f. 
Der Name Bride kommt auch im ,Seifried Helbling £ vor, 
I 1296 ed. Seemüller, als der einer Dienerin, und in zwei 
Strassburger Urkunden des 14. Jahrhunderts, bei John Meyer 
in Paul-Braune’s Beiträgen XVI 86. Einzeldruck S. 23, und ist 
hier gewiss aus Brigida entstanden, wofür gegenwärtig im Eisass 
Bryd herrscht, wie von der Hagen, Der ungenähte Rock Christi 
XXI. Anm. sagt. In den alten Drucken des Heldenbuches, wo 
allerdings auch Orendel Ernthelle genannt wird, heisst Bride 
in der That Brigida; s. Keller’s Ausgabe, S. 1, und Brigida 
war seit dem 8. Jahrhundert deutscher Frauenname, wie sich 
aus Förstemann’s Namenbuch I 282 ergibt. Welche Heilige 
dieses Namens gemeint war, ist unsicher. In Stadier’s Heiligen-
	        
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