Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 121. Band, (Jahrgang 1890)

XV. Abhandlung: Kirste. Die Aussprache des Visarga. 
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XV. 
Die Aussprache des Visarga. 
Von 
Dr. J. Kirste. 
1. Um den phonetischen Werth des Visarga, eines Lautes, 
der auf indischem Boden aus s oder r hervorgeht, zu bestim 
men, wenden wir uns zunächst an die phonetischen Lehrbücher 
der Inder. Im Rigveda Prätisäkhya (I, 12 ed. Müller) wird 
der Visarga zu den Usmans gerechnet, und zwar zu den ton 
losen. Ueber den Mechanismus eines solchen Lautes finden 
wir folgende Anweisungen: 
Rig. Prät. XIII, 3. 1 svaränusvärosmanäm asprstam sthitam. 
Zu ergänzen ist aus dem Vorhergehenden das Wort karanam, 
und die Uebersetzung Müller’s lautet: .Für Vocale, Anusvära 
und die Usmans gilt verweilendes Nichtberühren/ Der Com- 
mentar erklärt sthitam durch: yatra varnasthünam äsritya jih- 
vävatistliate tat sthitam ity ucyate, d. h.: ,Wenn die Zunge sich 
der Articulationsstelle eines Lautes nähert und (in dieser Lage) 
verharrt, so nennt man das sthita. 1 Genauer folgt dieser Er 
klärung die Uebersetzung Regnier’s: ,[Cettej (d. h. la formation) 
des voyelles, de l’anusvära, des usmans [a lieu] sans tact, [la 
langue] posee/ Es findet also bei den Usmans im Gegen 
sätze zu den Verschlusslauten, deren lcarana im Vorhergehenden 
als sprstam asthitam (Berührung, nicht [blosse] Annäherung 
[der Zunge]) bezeichnet worden war, eine Enge in den Mund 
organen statt, und wir können daher üsman am Besten durch 
,Engelaut' wiedergeben. Mit dieser Definition stimmen auch 
die Angaben der anderen Lehrbücher, obgleich die Ausdrücke 
oft nichts weniger als klar sind. 
1 Bei Müller steht in Folge eines Druckfehlers ^ statt 
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXXI. Bd. 15. Abli. 
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