Dr. Zeibig. Über den Ausschuss-Landtag in Innsbruck. 485
Über den Ausschuss-Landtag in Innsbruck i. J. 1518.
(Schluss.) °)
Von Dr. Zeibig.
Nachdem die Ausschüsse in dem letzten Monate des Jahres 1517
zu Wels über den ihnen von dem Kaiser vorgelegten weitaussehen
den Feldzugsplan gegen den Sultan berathen, legten sie sich über
kaiserliche Aufforderung nach Innsbruck. Dort werden ihnen am
21. Jänner 1518 die Anträge des Kaisers durch dessen Abgesandte
vorgelegt, und es beginnen sofort die Verhandlungen über dieselben.
Aber schon bei dem ersten, betreffend die gegenseitige Hilfe der Lande
für denFall eines feindlichen Einbruches, stellt sich eine Zerfahrenheit
heraus, welche auf kein günstiges Endergebniss schliessen lässt, wie
denn auch wirklich, nachdem in langen Verhandlungen jedes einzelne
Land die grössere Ausgabe und Last den andern aufzulegen sich
bestrebt, die ganze Verhandlung aufgeschoben und in der Schwebe
belassen wird.
AVas die Einlösung der verpfändeten Kammergüter betrifft, so
sei die Verpfändung nicht wegen der Erblande, sondern wegen des
deutschen Reiches geschehen, denn der Krieg mit Frankreich und
Venedig sei bloss in des römischen Reiches Interesse geführt worden,
dieses solle nun auch das Seinige leisten.
Was den zu Wels berathschlagten Zug zur Vertilgung des
„Tyrranischen Turggen Mohametanischen Glaubens“ betrifft, erwar
ten sie nicht viel von der zu diesem Ende angestrebten Einigkeit der
Christenfürsten, und halten es für erspriesslicher, wenn das Reich im
Vereine mit den Königen von Rohmen, Ungern und Polen in so lange
bis der allgemeine Feldzug zu Stande kommt, die türkischen Gren
zen von Georgi bis Martini eines jeden Jahres mithinlänglicher Mann
schaft und Geschütz besetzt hält, nachdem darüber der Rath des
Veszprimer Rischofs Peter, der als Ran von Croatien und Dalmatien
die Sachlage am besten kennt, eingeholt worden.
') S. Sitzungsberichte, Bd. X, S. 518.